[142] Schuhe, nach den Sandalen, welche die Zehen unbeschützt ließen, der erste verbesserte Fußanzug, schied sich bei den alten Griechen in den Kothurn und Soccus. Ersterer bezeichnet Schuhe[142] mit hohen Absätzen, welche die Mimen bei feierlichen und tragischen Rollen trugen, um die Würde ihrer Erscheinung zu erhöhen, der andere eine Art Babuschen, die zum Tanze auf dem Theater und zur Komödie gehörten. Frauen legten zuweilen auch den Soccus an, und wechselten überhaupt die Sandalen mit Pantoffeln oder Halbstiefeln, deren Bänder, z. B. bei der Jagd, bis zu den halben Schenkeln empor gewunden wurden. Das Leder ward, als dauerhafter Stoff, schon damals zu Schuhen verwendet. Um sie zu schmücken, schritten die Alten, namentlich die Kaiser Roms, zu Vergoldungen und Edelstein-Besetzungen. Diocletian ließ seine Schuhe mit ächten Perlen besetzen. Die Halbmonde, welche man darauf zu tragen pflegte, waren ein Ehrenzeichen, und kamen daher, daß der König Numa einst den Senatoren Rom's befohlen hatte, auf ihren Schuhen ein goldenes C zu tragen, um damit auf ihre damalige Zahl, Centum, Hundert, anzuspielen. Die Abkömmlinge behielten diese in Halbmondgestalt übergehende Figur zum Zeichen ihres edlen Ursprungs bei. Die rothe Farbe der Schuhe soll ehedem auch nur den Senatoren zugekommen, später aber von den Kaisern selbst in Anspruch genommen worden sein. Die eigentliche Form des römischen Schuhs war über den Zehen ein wenig geschlossen und hatte zwei Bänder, die an den Seiten der Sohle befestigt, sich über dem Fuße kreuzten und dann weit herauf gewunden wurden. Manche Gelehrte behaupten, der römische Schuh habe eine vorn gebogene Spitze gehabt, und sich dadurch den Schnabelschuhen des Mittelalters ähnlich gezeigt. Ehe diese in die Mode kamen, trugen die Ritter und Damen runde Schuhe, die nach Art der Aermelpuffen spanisch geschlitzt waren. Der Erfinder der unförmlichen Hörnerschuhe, zu Ende des 11. Jahrhunderts, war Heinrich Plantagenet, Graf von Anjou, der seine mißgestalteten Füße in dieser Unform verstecken wollte, was ihm auch so wohl gelang, daß man ihm bald durchgängig nachahmte. Selbst die Geistlichen trugen diese langen, spitzen, oben umgebogenen Schuhe, deren Umfang bald so enorm wurde, [143] daß man die Spitzen mit goldnen Kettchen am Schienbein befestigen mußte. Das angenehme Klirren, welches das Erscheinen jeder damit angethanen Person hervorbrachte noch zu erhöhen, ließen Fürsten, um ihre Ankunft zu verkündigen, Schellen hinzufügen. Vergoldungen und Schnitzwerk bereicherten überdieß diese S., die anfänglich Sch Schiffsschnäbel, und als sie vorn breiter wurden, Entenschnäbel hießen. Die Länge dieser Schnäbel war für gemeine Leute auf einen halben Fuß festgesetzt und stieg bis zur Elle für die Fürsten Am Hofe Wilhelm's II. von England bog man sie ganz aufwärts wie dem Horn, und stopfte diese Maschine mit Werg aus, ja der Unsinn ging endlich so weit, daß die Spizten getheilt wurden, wie Klauen. Erst im 15. Jahrhunderte sahen die Großen ein, wie lächerlich diese Mode war und die Schnabelschuhe verschwanden allmälig. Statt ihrer kamen die Absätze an die Reihe und ersetzten durch Höhe, was den Schuhen nun an Umfang abging. Damen und Herren hatten dabei die Spitze gänzlich aufgeopfert, der Schuh erschien gerade abgeschnitten; aber oberhalb mit einer kolossalen Schleife geschmückt. Diese Schleife war nebst dem Absatze der Gegenstand eines besondern Luxus, aus Gold und Steinen bei den Vornehmen. Die rothen Absätze oder Rothhacken, wie man sie nannte, bezeichneten hoffähige Personen, und blieben selbst, als die Damenschuhe bereits zu kleinen Spitzen und weißen Absätzen zurückgekehrt waren. Mit dem Puder, den Zöpfen und Reifröcken warf man auch die Absatz- oder Stöckchenschuhe ab, und kam bald zu der einfachen noch heut üblichen Form. Die Chinesen tragen noch immer große Spitzen an ihren Schuhen.
F.