Sandalen

[51] Sandalen. Ehe man einen Begriff von unserer durch das Klima bedingten Fußbekleidung, den Schuhen, hatte, stellte sich bei den morgenländischen Nationen, d. h. den am frühsten kultivirten, das Bedürfniß, die Fußsohlen gegen den heißen Boden zu schützen, dringend heraus. Das Einfachste war Sohlen von festem Stoffe, als Leder oder Bast, unterzulegen, und mit Bändern und Riemen festzubinden. Dieß ist der Ursprung der Sandalen, die nach und nach kleine Modificationen und Verschönerungen erhielten, aber noch heute bei vielen Bewohnern heißer Länder im Gebrauch sind. Die alten Aegypter erlaubten ihren Frauen, um sie vom Ausgehen abzuhalten, nicht einmal diese leichte Fußbekleidung, die Priester jedoch als Bevorrechtete trugen dergleichen. In Griechenland und Rom waren Sandalen allgemein, wechselten jedoch mit schuhartigen Formen ab. Die Farbe der Bänder, welche die Sandale befestigten, war in letzterem Reiche zu den prunkvollen Kaiserzeiten ein Modegegenstand. Purpurrothe galten anfänglich für höchst geschmackvoll, weiteren verlangte der Luxus durchaus weiße oder goldene Schnüre, die des Fußes Schönheit am Besten hervorhoben. Die Frauen der [51] Hebräer zierten ihre Sandalen, die zuweilen schon Schuh- oder vielmehr Pantoffelform annahmen, mit goldenen Halbmonden, welche wie Schnallen die Bänder auf der Fußbiege fesselten. Die Hindu, d. h. ihre vornehmen Kasten, tragen noch immer Sandalen, und nicht selten findet man sie auch noch bei muselmännischen Stämmen. Die auf Sandalen-Art festgemachten, des glühenden Sandes halber mit Stelzen versehenen, Brettchen der Beduinen sind auch in den Bädern der Türken üblich, weil man das durch die Dämpfe erhitzte Marmorpflaster nicht nahe berühren will. Wilde Indianerstämme bedienen sich außer den Mocassins, die schon eine Art Halbstiefel sind, ebenfalls nicht selten der Sandalen, und diese beweisen durch ihre überall gleiche Form, daß sie die primitivste Fußbekleidung sind.

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Damen Conversations Lexikon, Band 9. [o.O.] 1837, S. 51-52.
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