Beduinen

[478] Beduinen, ein eigener Volksstamm, von schöner Körperbildung (nur etwas zu dunkler Farbe) von einer wilden Tapferkeit, und außerordentlicher Freiheitsliebe durchdrungen, von ritterlicher Achtung für die Damen, und von einer wahrhaft patriarchalischen Gastfreundschaft. Von Asien an sind die Familien, aus denen das Beduinenvolk besteht, über den ganzen Norden von Afrika verbreitet, nomadisirend ziehen sie von einem Orte zum andern, nur dem ältesten Mitglied der Familie wie einem Vater gehorchend, leben von dem Ertrage ihrer Herden, und vom Raube, den sie nicht für entehrend halten. Merkwürdig ist, daß wie sie auch die Karavanen plündern, doch nie der Einzelne von ihnen angefallen wird, ja der eben Beraubte, von seiner Gesellschaft versprengt, findet, bei ihnen ankommend, die freundlichste Aufnahme, Hilfe.[478] Pflege; kann – er sei Christ, Jude oder Türke, bei ihnen bleiben, so lange er will, und wird endlich reich beschenkt entlassen, – nur darf er nicht wagen eine Frau zu berühren; ja sie anzusehen ist schon ein Verbrechen. Die Beduinen wohnen in Zelten von schwarzem Filz, welche in einer Reihe, rund um einen kreisförmig abgesteckten Platz (der Nachts ihre immer gesattelten Pferde aufnimmt) errichtet werden. – Diese Zelte sind durch einen Vorhang in zwei Abtheilungen gesondert, deren eine ausschließlich die Frauen bewohnen; diese sind, da sie sich nur auf den Reisen im Freien (und dabei sorgfältig verschleiert) bewegen, sich daher nie der Sonne und der Luft aussetzen, von ausgezeichneter Schönheit, mitunter von blendender Weiße und ungemeiner Zartheit. – Wie gefährlich es auch ist – suchen sie doch zu gefallen, und besonders richten sie auf die Fremden (wenn diese nicht durch die in ihren Augen höchst lächerliche und alberne europäische Kleidung entstellt sind) ihr Augenmerk – bringen übrigens ihre Zeit mit Spielen und Singen. oder vor dem Spiegel zu. Uralt muß das Volk sein, dessen Sitten sich bis auf den heutigen Tag so unvermischt erhalten haben, daß wir in ihnen noch dasselbe erkennen, was uns die Bibel von Abraham, Isaak und Jakob erzählt. Der Abkunft von Ismael, dem natürlichen Sohne Abraham's, rühmen sie sich besonders, und wollen die Araber davon ausgeschlossen wissen.

V.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 1. Leipzig 1834, S. 478-479.
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