Shawl

[230] Shawl, der Name des feinsten Wollenzeugs, das nur im Oriente und zwar von der seidenweichen Wolle der tibetanischen Ziegen in so hoher Vollkommenheit verfertigt wird (s. Caschmirsyawl), sieht ursprünglich hellgrau aus. Man bleicht die Wolle mittelst einer Zubereitung von Reismehl, worauf sie gefärbt und besonders im Ländchen Caschmir zu jenen kostbaren Geweben verarbeitet wird. Die Generale Napoleon's, welche die Expedition nach Aegypten mit gemacht hatten, brachten zuerst diese, gemeiniglich türkische Shawls genannten, Tücher mit nach Frankreich, wo sie bald die Vorliebe der Damen in solchem Grade gewannen, daß jährlich ungeheuere Summen zu ihrem Einkauf nach Bassora und anderen orientalischen Märkten gingen. Je allgemeiner der Wunsch, sie zu besitzen, wurde, je mehr bemühte sich die Industrie, diesen wichtigen Handelszweig zu naturalisiren. Vor Allem bedurfte es dazu der Einführung der Caschmirziege, was endlich mit rastloser Bekämpfung vieler Hindernisse und mit großem Aufwande gelang. Herr Terneaux, dessen Namen die in Frankreich verfertigten Shawls tragen, war so glücklich, die Thiere fern von ihren Bergen zu erhalten und eine durch ganz Europa berühmte Shawl-Manufactur bei Paris anlegen zu können. Die Terneaux-Shawls haben viel geschmackvollere Zeichnungen und brennendere Farben, als die echten, von denen die schönsten im Oriente bleiben; aber die zarte Weiche und Dauerhaftigkeit der indischen erreichen sie doch nicht. In London ließen sich die Fabrikanten das Ziegenhaar aus Tibet und der Tatarei bringen, und gelangten damit zu demselben Resultate. Geringer als die ganz wollenen Tücher sind die mit Seide durchschossenen. Eine Mischung von Seide, Wolle und Baumwolle, auch nur Seide mit Baumwolle, heißt bource dc soie und ist die wohlfeilste Shawl-Gattung.

F.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 9. [o.O.] 1837, S. 230.
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