Tiara

[130] Tiara. Der Name einer Mütze oder Haupthülle der alten Assyrer, Meder, Perser, Armenier und Hebräer, die von Letzeren, bei denen sie nur der Hohepriester als Zeichen seiner Würde trug, auf die christliche Kirche überging, wo sie die dreifache Krone des Papstes bezeichnet (s. Mitra). Dieser Schmuck des Hohenpriesters unterschied sich jedoch dem Stoffe nach wesentlich von dem des römischen Kirchenoberhauptes, und zwar schildert ihn der jüdische Geschichtsschreiber Josephus folgendermaßen: Feines Linnenzeug, in Form einer aufrechtstehenden eiförmigen Mütze gebrochen, verzierten drei goldene Kronen, aus deren Mitte sich ein kleiner goldener Kelch erhob. Dieser glich der Blüthe des Hyoscyamus oder Bilsenkrautes, und das Ganze ward nach dem Hinterhaupte zu aufgesetzt. Vorn an der Tiara befand sich ein Goldblech mit der Aufschrift: Die Heiligkeit des Herrn. Die Tiara der armenischen Könige, der Perser und Meder war oben offen und in Spitzen auslaufend. - Die, welche Figuren persischer Frauen auf alten Denkmälern zeigen, hatten im Profil betrachtet drei abgerundete Spitzen, über denen noch andere abgetheilte Erhöhungen vorstehen. Schon Semiramis trug die Tiara und von ihr nahmen sie die Meder und Perser an, Alexander der Große verschmähte jedoch, als er die Tracht dieser von[130] ihm besiegten Nationen annahm, die Tiara, vielleicht weil sie ihm das Haupt belastete.

F.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 130-131.
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