Mitra

[237] Mitra, hieß bei den Alten jede Art von Haupthülle, namentlich weibliche, wovon wir schon unter dem Artikel Haube einige erwähnten. Nicht selten wird auch der Kopfschmuck, selbst die vorzugsweise in Aegypten, und dann bei den Persern und Römern gebräuchliche Kopfbinde Mitra genannt. Auch die männliche Kopfbedeckung, oder Kappe barbarischer Nationen, ward mit diesem Ausdrucke bezeichnet. Verwandt ist die Mitra auf das Genaueste mit der Tiare, die schon Semiramis ihren Unterthanen zu tragen gebot, und mit dieser zugleich finden wir sie, wiewohl in ganz anderer Gestalt als ehedem, auf den Häuptern der Bischöfe wieder.[237] Nach dem Verfall des römischen Reiches behielt nur der Klerus einiges von der den ehemaligen Weltherrschern eigenthümlichen Tracht bei, und bedeckte unter andern auch das Haupt mit einer Mütze, Mitra, von einer uns jetzt unbekannten Form. Die jetzt gebräuchliche Bischofsmütze, nach der im Alterthume getragenen priesterlichen Binde auch Insul genannt, sah erst das 8. Jahrhundert in ihrer heutigen Gestalt, nur niedriger und viel weniger reich geschmückt. Das Tragen dieses früher durchaus nicht allgemeinen Kopfputzes ward erst 847 der hohen Geistlichkeit vom Papste in einem besondern. Freiheitsbriefe erlaubt. Die päpstliche Mitra oder Tiara kam im 10. Jahrhunderte auf, doch blieb sie bis gegen 1159 ganz einfach und aus einem Stücke. Erst Papst Allexander III. ließ, um seine unumschränkte Herrschaft zu bezeichnen, die erste Krone an ihrem untern Rande anbringen. Bonifacius VIII. soll die zweite hinzugefügt haben, und Urban V. war der Erste, welcher sich die Mitra mit drei Kronen aufsetzen ließ. Der Papst trägt dieselbe, wenn er Messe hält, nicht auf dem Haupte, sondern man stellt sie als Zeichen seiner hohen Würde nebst andern prächtigen Mützen oder Tiaren auf dem Altar zwischen die Leuchter, während er eine ganz einfache, der Insul ähnliche Mitra von Gold, auf dem Kopfe hat. Die Bischöfe der griechischen Kirche tragen ebenfalls Miträ oder Hauben von verschiedener Form.

F.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 7. [o.O.] 1836, S. 237-238.
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