[536] Kantianismus: die Philosophie KANTS. Sie besteht im Kriticismus (s. d.), in der Negierung apodiktischer, transcendenter Metaphysik (s. d.), in der Unterscheidung von Stoff und Form (s. d.) der Erkenntnis, in der Gegenüberstellung des a posteriori und a priori (s. d.), in der Betonung der Spontaneität (s. d.) des Denkens und des Zusammenwirkens von Begriff und Anschauung (s. d.), in der Behauptung der Apriorität und Subjectivität (s. d.) der Anschauungsformen (s. d.) und Kategorien (s. d.), der transcedentalen Idealität (nebst empirischer Realität, Objectivität) der Erkenntnisinhalte, des phänomenalen (s. d.) Charakters der Dinge, der Unmöglichkeit der Erkenntnis des »Ding an sich« (s. d.); ferner im ethischen Formalismus (s. d.) und Rigorismus (s. d.), in der Unterscheidung des empirischen und intelligiblen Charakters (s. d.); ferner in der Unterscheidung zwischen Wissen (s. d.) und Glauben, in der Anerkennung der Berechtigung von Postulaten (s. d.) der Vernunft, da, wo eine Erkenntnis nicht mehr möglich ist; ferner in der eigenartigen (formalistischen) Auffassung des Zweckes (s. d.) und des Ästhetischen (s. d.). Kantianer und Halb-Kantianer sind: J. SCHULTZ, L. H. JACOB, CHR. E. SCHMID, G. B. JÄSCHE, K. L. REINHOLD, SCHILLER, J. S. BECK, MAIMON, KRUG, FRIES, MAASS, KIESEWETTER, HOFFBAUER u. a. Von Kant beeinflußt sind sehr viele Philosophen. Der Neukantianismus lehnt sich teils ziemlich an Kants Lehren an, teils nähert er sich dem FICHTEschen Idealismus oder den HUMEschen Lehren (s. Neuhumismus). Zu den neueren Kantianern und Neukantianern gehören: J. B. MEYER, F. A. LANGE, HELMHOLTZ, E. ARNOLDT, H. COHEN, P. NATORP, K. VORLÄNDER, F. STAUDINGER, L. GOLDSCHMIDT, H. LORM, H. VAIHINGER, R. STAMMLER, W. TOBIAS, A. KRAUSE, A. STADLER, O. LIEBMANN, RENOUVIER, K. LASSWITZ, J. VOLKELT, W. WINDELBAND, FR. SCHULTZE, ROKITANSKY, A. CLASSEN, H. HERTZ, C. F. ZÖLLNER die Theologen A. RITSCHL, A. LIPSIUS (vgl. ÜBERWEG-HEINZE, Gr. d. Gesch. d. Philos.[536] IV9, 215 ff.; vgl. auch »Kantstudien«, hrsgegeb. von H. VAIHINGER. Vgl. Idealismus, Kriticismus.