Tatianus aus Assyrien

[738] Tatianus aus Assyrien (Syrien), im 2. Jahrhundert n. Chr., zuerst Lehrer der Philosophie und Rhetorik, dann Schüler Justins und als Christ ein heftiger Gegner der heidnischen Philosophie und Kultur, die er der gröbsten Unsittlichkeit und Niedrigkeit zeiht, ohne sich ihrem Einflusse entziehen zu können; christlicher Apologet, später Gnostiker (Sekte der Enthaltsamen, »Enkratiten«)[738] = Gott ist die Weltvernunft, die durch den Logos sich mitteilt und schöpferisch wirkt. Durch den Sündenfall ist die Menschheit verderbt, aber noch im Besitz der Willensfreiheit. Der Mensch besteht aus dem Leib, der Seele, die an sich sterblich ist, und dem Geist (pneuma), durch den die Seele erst ihre Unsterblichkeit erhält.

Schriften: Logos pros Hellênas (Oratio ad Graecos), 1546, 1700, 1882, 1888; deutsch 1884. – Vgl. DANIEL, T., 1837. – W. STEUER, Die Gottes- und Logoslehre des T., 1893. – C. KUKULA, T.s sogen. Apologie, 1900.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 738-739.
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