2. Jakob Sasportas und die Texeiras.

[421] Jakob Sasportas war zwar keine glänzende Persönlichkeit, aber da er in einer Zeit der Schwächlinge ein Mann und in mehrere geschichtliche Vorgänge verflochten war, seine Biographie bisher nichts weniger als richtig dargestellt wurde, so verdient er eine monographische Untersuchung.7 Wolf (Biblioth. III, p. 531) gibt zwar an, Sasportas habe mehreres aus seinem Leben im Vorworte zum Bibelindex für den Jerusalemer Talmud (בקעי תודלות) und in der Approbation zur zweiten Amsterdamer Edition von Isaak Levis אזר חנעפ von 1697 gegeben. Dem ist aber nicht so, sondern das erste enthält nur allgemeines über Leiden und das letztere fast gar nichts. Die Hauptquellen für Sasportas' Biographie sind seine eigenen Schriften, namentlich seine Responsen בקעי להא, ferner seine Korrespondenz gegen Sabbataï Zewi (יבצ לבונ תציצ, Antisabbatiana) und einzelne Notizen von Daniel de Barrios in seinen verschiedenen Schriftchen. – Zunächst etwas über den Namen Sasportas. Er stammt von einem Städtchen, das Seisportas gelautet haben muß. Daher nennt er sich öfter םירעש ששב עדונה (Respp. No. 21, 63, Antisabbatiana p. 31 a). Im Verlaufe wurde der Name Seisportas in Sasportas verändert und auch in Saportas und Saporta gekürzt. De Barrios sagt es deutlich (in Historia universal Judayca, p. 17): Alcanzaron los Sasportas que el algunos llaman Saportas. In einem Gedichte J. Sasportas' zur kabbalistischen Schrift שדק לכיה lautet das Akrostichon אטרופש.. Daher stammen die Namen Samuel Saporta, Chanoch Saporta, Scaligerana II, p. 548: La famille Saporta de Montpellier, originaire d'Espagne. On les soupçonna de Marranisme.

Die Sasportas waren in Nordafrika sehr angesehen. Jakob Sasportas gibt selbst an, er stamme von Nachmani im elften Gliede ab (Respp. No. 24 [421] gegen Ende): רוד א"י ול ינא רשא ל"ז ן"במרה ינקז ינודא. Er selbst war aus Oran, wie er sich im Index nennt: בקעי ןארוא ריע יבשותמ ןורהא ןב שטרופשש. Sein Geburtsjahr ist weniger bekannt als sein Todesjahr. Das letztere gibt sein Verwandter Salomo Sasportas in einer der Hymnen seines Werkes םירעש שש an, nämlich 4. Ijar תונב תנש ויז שדחל 'ד, d.h. 1698 [vgl. M. S., XXX, 552]. Sein Geburtsjahr läßt sich nur annäherungsweise aus einigen Momenten seiner Biographie eruieren. Es ist möglich, daß er identisch ist mit dem Jahó Çaportas oder Saportas, welcher mit der Familie Cansino um das Dolmetschamt für die spanische Krone konkurriert hat. Oran gehörte nämlich zu Spanien, und eine Familie Cansino wurde daselbst seit Karl V. vom Vater auf Sohn und Enkel als Dolmetsch für die Mauren besoldet. Im Vorworte zu Mose Al mosninos Extremos y Grandezas de Constantinople (mit spanischen Lettern von Jakob Cansino, Madrid 1638 ediert) wird ein Brief des Königs Philipp IV. vom Jahre 1636 mitgeteilt, worin es heißt: die Cansinos haben über 100 Jahre das Dolmetscheramt innegehabt. Nach dem Tode der Aaron Cansino (st. 1633) habe der König Jahó Çaportas damit betraut. Da aber Jakob Cansino, Aarons Bruder, nach Madrid an den Hof gekommen. die Verdienste seiner Vorfahren um die spanische Krone nachgewiesen und petitioniert habe, ihm dieses Amt zu übertragen, habe der König ihn zum Dolmetsch mit 25 Skudos (Taler) monatlichem Gehalt ernannt. Der betreffende Passus lautet: El Rey. Por quando por fallecimiento de Aron Cansino. lingue y interprete, que fu en las plaças de Oran, hizé merced á Jahó Çaportas deste oficio paraque le sirviesse con el sueldo que tenia, y porque Jacob Cansino, hermano del dicho Aron, que con orden mio vieno á este Corte á cosas de mi servicio, me ha representado el derecho que tiene á este oficio por averse continuado en su familia de mas de cien años a este parte successivamente de padres á hijos. Darauf nahm der König Jahó Saportas dieses Amt und übertrug es 1636 auf Jakob Cansino. Gegen die Identität von Çaportas und Sasportas und von Jahó = Jago und Jakob wird man nichts auszusetzen haben. Wenn diese Amtsentsetzung Jakob Sasportas' richtig wäre, ließe sich daraus sein Abgehen von Oran und seine Klage über Unbilden von seiten seiner Stammesgenossen erklären. Im Vorwort zu תודלות בקעי ergießt er sich in Klagen, deren Quintessenz ist: הריחב ילעב הלוע ינב ינפל יתלפנ רשאכ ךא.

Von dem spanischen Oran kam er nämlich nach dem maurischen Tlemsen und war dort Rabbiner, später kam er nach Salé (Antisabbatiana, p. 16 b): םתוחה ילאסו ... ןאסמלת תולהקב ברל ולגד םירה רבכו ...; vgl. Respp. No. 1, 8; die Zeit läßt sich nicht bestimmen, wann er das Rabbinat von Tlemsen antrat.

In einem Sendschreiben d.d. Marcheschwan 1668 sagt er, daß er vor 22 Jahren Tlemsen verlassen habe (Antisabbatiana p. 44 b unten): םא יכ ... ןאסמלת תולהק םינש ב"כל בורק םשמ יתאצי. Das hieße 1646 oder 1645. Vgl. dagegen Respp. No. 41. [Dort (fol. 45 a) ist vermutlich ט"מ רתוי ... םינש ה"י (statt ט"מ) zu lesen, was, von 1671 an rückwärts gerechnet, richtig an das Jahr 1634 führt].

Von dem Jahre seiner Ordination zum Rabbiner hängt nämlich die Bestimmung seines Geburtsjahres ab. Denn in Respp. No. 24 in der Zurechtweisung gegen den Altonaer Rabbiner Meïr bemerkt er, er sei als [422] 24jähriger zum Rabbinen über eine große Gemeinde ernannt worden, worunter sicher Tlemsen zu verstehen ist: תילקש םינש (ד"כ l.) ד"נ ןב יכנא םנמא יכ ארטוז אניוה יכו ’וכו הרוי הרוי רמול אתולג ישארמ אתושר ריעב תולהק הששל קדצ הרומו םיברל החמומו אשישק אניוה ךלמ יתייהו יל םיפסכנ היתולילג לכו םירפוסו םימכח לש הלודג ברעמ זוחמב. (Man muß nämlich statt der übertriebenen Zahl 54 lesen: 24. Vgl. auch Nr. 71). Wenn er demnach um 1642 zuerst fungiert hat, so wäre er um 1618 geboren und also ungefähr 80 Jahre alt geworden. Diese Zahl dürfte auch der Wahrheit am nächsten kommen. – 1649 war er bereits in Salé. Denn in diesem Jahre wurde er als Gesandter des maurischen Fürsten Benbuquer nach Spanien geschickt, um Hilfstruppen zu erbitten gegen die ihren Fürsten belagernden aufständischen Mauren. Dieses Faktum berichtet de Barrios (a.a.O. p. 15): Jacob Saportas, Cabeça Rabinica de los Judios de Reyno de Tremcen, passó en el año de 1659 por Embiado del Santon Benbuquer que estava cercado en el Castillo de Salé por los de la Ciudad y los Arabes, a pedir socorro a la Reyna Regente de España que se lo concedio por via del duque de Medina Celi. Das Jahr 1659 ist jedenfalls ein Druckfehler, wovon de Barrios' Schriften wimmeln. Denn in diesem Jahre war Sasportas seit mehreren Jahren in Europa, wie sich weiter zeigen wird. Man muß also dafür lesen 1649. Er verließ Salé wegen Kriegsunruhen und Hungersnot (Antisabbatiana p. 27 a): םע םדרטשמאל ינא יתאבו ... ילאס ריעב תויהב בערהו תומחלמה תמחמ יתיב ינב לכ.

In einem Responsum an die Vorsteher der Kether- Thora-Akademie von Amsterdam d.d. Januar 1672 (Nr. 70 קפל הכזת) wegen des Nachhalls des sabbatäischen Schwindels sagte er, er sei vor ungefähr 17 Jahren in ihre Nähe gekommen. שודקה םכינחמל יאוב תעב םכתבישיב יתלבקתנש הנש ב"וט ומכ םויה. Das war 1655. Aber er war schon 1652 in Amsterdam, da er in diesem Jahre den Index בקעי תודלות, verbunden mit A. Pesaros ןורהא תודלות druckte, und auch eine Leichenrede auf den Tod des Samuel Mercado, zugleich mit Saul Morteira und anderen, hielt; diese Reden sind 1652 im August gedruckt (Codex Bodl. No. 7100, 2). Auch ein Jahr vorher muß er daselbst gewesen sein. Denn Manasse Ben-Israel vollendete sein םייח תמשנ im Kislew 5412 = November-Dezember 1651, Sasportas war Korrektor desselben und hat zum Schluß ein Nachwort geschrieben8. Da er noch August 1650 in Salé war (Respp. No. 3: ילאס הפ הריציל ש'ו'ד'ק'ה 'ש), so fällt seine Übersiedlung nach Amsterdam zwischen 1650-1651. David Franco Mendes tradiert eine sonst nicht bekannte interessante Notiz9 in der hebräischen[423] Biographie Manasse Ben-Israels, Sasportas habe Manasse Ben-Israel nach London begleitet, als dieser wegen Zulassung der Juden unterhandelte (Measef, Jahrg. 1788, p. 169): םע וילא (לארשי ןב השנמ) ךליו ע"נ סאטרופסס בקעי ר"רהמכ ורבח ללוכה םכחה. Daraus ließe es sich erklären, daß Sasportas später in London von der neuangesiedelten Gemeinde zum Rabbiner berufen wurde. Denn das Faktum steht fest und läßt einen Rückschluß machen auf die Zeit, wann sich eine Gemeinde in London zusammengefunden hat. Bekanntlich konnte Cromwell 1657 nicht die Zulassung der Juden durchsetzen, und man hat nur eine vage Nachricht, daß Karl II. Juden den Aufenthalt gestattete. Aus biographischen Momenten Sasportas' läßt sich das Jahr fixieren. Denn dieser war 1664 bereits in London. Respp. No. 4 (bis) ist unterzeichnet: הפ ... ת'ד'כ 'תנשבו ... תותירכ 'ס הל בתכו רדסב םתוחה שאטרופשש בקעי ... סירדנול, d.h. Abschnitt אצת יכ zwischen 3. bis 8. Elul = Ende August 1664. Die folgenden zwei Respp. an Isaak Nahar sind ebenfalls aus London datiert, aber ohne Jahresangabe. Daß er aber wirklich zum Rabbinen in London erwählt worden ist, teilt er selbst mit (Antisabbatiana p. 4 b). Er beklagt sich nämlich über die Perfidie Isaak Nahars, der ihm abgeraten, das ihm angetragene Livorner Rabbinat anzunehmen, weil er selbst darauf aspiriert habe. Ihm, Sasportas, sei es aber gleichgültig gewesen, da er das Londoner Rabbinat vorgezogen habe: (רהנ קחצי) עדיש ... םשל תכלל אלש ינצעימ ... אוהו (ונרוויל ק"ק) ירחא וחלשש הרשי אברדאו םשל תכלל ץפח יל היה אל ותצע יתלב תמאבו הפגמה אב דע ברל םהילע יתלבקתנש סירדנולל יתכילה יניעב יתיב תאו יתוא ליצה ... ’ה ךורבו םשמ תאצל יתכרצוה רשא הכפהה ךותמ. (Auch das. 16 b.) Also im Sommer 1664 war er bereits in London und blieb daselbst bis zum Ausbruche der Pest. Diese Seuche, welche 7000 Einwohner hinwegraffte, brach gegen Ende 1665 aus. Um diese Zeit verließ Sasportas mit seiner Familie London. Er war also mindestens einen Teil von 1664 und einen Teil von 1665 dort Rabbiner. Denn beim Eintreffen der ersten Nachrichten von den sabbataischen Bewegungen in Smyrna (Monat Kislew = November 1665) war er bereits in Hamburg (Antisabbatiana, Anfang und p. 7 b).

In Hamburg war Sasportas während der mehrjährigen Wirren des Sabbataïsmus. Rabbiner war er aber daselbst nicht, weil er, wie er selbst sagt, kein Joch tragen mochte, Respp. No. 21 d.d. 1668 gegen den dortigen deutschen Rabbiner: ארתא ירמ ואלד רובעב אלו ימצעל ןודא יתינק אלש םעטמ ... ינא (auch das. Nr. 41, 70). Aber er hatte so viel Autorität, daß seine von Hamburg ausgesandten fulminanten Briefe gegen Sabb. Zewi mit besonderem Respekt geachtet wurden. In Hamburg vollendete er auch, wie es scheint, seine ausführliche Relation über Entstehung und Verlauf der sabbatianischen Bewegung, die Antisabbatiana יבצ לבונ תציצ, und zwar im Laufe des Jahres 1673. Ende desselben heißt es von Cardoso: וירבדל ושחו תנש הנשה שאר לשו םינפ לכ לע וז הנש ףוסל םחיטבהש ד’ל’ת’ה.

Anfangs Winter 1673 war Sasportas bereits wieder in Amsterdam, von wo aus er das Responsum No. 66 an Josua de Silva Rabbiner von London, richtete und sich herb gegen Isaak Aboab, Mose Raphael de Aguilar und noch mehr gegen Benjamin Musaphia ausließ. Von dem letzteren sagte er: אצמנ שרדמה תיבב יכ הז רשאכ ... לכה תא לבלבו איפסומ ןימינב רר"הומכ אפורה םש םבבל תא הטה תושבושמ תואסרגו טשפ ירסח תוינשמבו וכרד הרצק רשא שיאלו ... ויפ קוחש אלמי םעמוש לכ רשא םירבדב ןורסח הלגו ... וירבדל שוחי ימ ... םיקסופה ירפסב ותעידי םויהמ יתעבשנה דע ... הלמה שוריפבו טשפב וליפא ותעידי ומע תתלו תאשל ... הכלה רבדב ימצע חירטא אלש האלהו אוהה םיקסופב העידי ול המדק אלש ימ םע דעיתהל ילצא ןויזב הזו .... [424] Ende 1674 war er auch noch in Amsterdam und approbierte die jüdisch-deutsche Bibelübersetzung von Jekutiel Blitz. In dieser Zeit war er wohl Vorsteher der Klaus und Prediger in der Akademie der Pintos und der Hermandad םירוחב תראפת, wie de Barrios bei der Jesiba de los Pintos bemerkt. Von 1674 bis 1678 findet sich keine Spur von Sasportas. Im letztgenannten Jahre war er bereits in Livorno; Resp. No. 47 ist gerichtet an seinen Jünger David Israel Meldola in Florenz: רדא ג"כ ת'ח'ל'ה תנשב ונרוויל הפ. Daselbst war er auch noch 1680 (Nr. 54). Im Jahre 1681 wurde er wieder nach Amsterdam berufen als erster Rabbiner. De Barrios, Arbol de las vidas, p. 65: dexóla (la Presidencia del septimo Medras) en el año de 5441 el sabio Jacob Sasportas; auch an anderen Stellen. Das Resp. No. 55 d.d. ת'מ'א תנש = 1681 ist ausgestellt הפ םדרטשמא ריע. Seine Responsen von 1682 bis 1687 sind sämtlich von Amsterdam aus datiert: 1682 (Nr. 57); 1683 (Nr. 75); 1684 (Nr. 65, 67); 1685 (Nr. 76); 1687 (Nr. 64). – In seine Respp. sind zwei aufgenommen, die mit ihnen in gar keiner Verbindung stehen. Nr. 77 ist eine Bittschrift des Restes der Wiener Gemeinde an Isaak Senhor Texeira, seinen Einfluß bei den Großen zu verwenden, um die Ausweisung der Juden aus Wien rückgängig zu machen. ובתכש בתכ הרזגנש שוריג תרזג לע הריגיט רוייניס קחצי 'רהכל אניוו ק"ק התפ הלש רוסיפנוקהש ותשא תירסקה ידי לע רסיקהמ םהילע לש הכלמה המא התשעש ומכ .התב המאכו ךכ לע התוא תיסהו הייובאס תלשממב םויה םנה רשא ןארוא ק"ק השרגש דרפס בותכיש 'זנה ריבגה לש וינפ םילחמ הקנארפ אליבבו אסינב םישדח 'ג לש ןמזה הז ךותב םדעב סייפל תוכלמה ילודגל םיבתכ רסיקהמ םהל בצקנש. Diese Bittschrift ist datiert 2. Nisan 1670. Nr. 78 ist das Antwortschreiben Texeiras an die Wiener Gemeinde, datiert 12. Ijar d.J. Stilisiert hat es Sasportas, wie auch die Überschrift lautet: תאז רבחמה ברה ידי לע ל"נה ריבגה לש ותבושת. Es scheint demnach, daß Sasportas in Hamburg von Texeira subventioniert wurde. Dafür spricht auch seine Angabe in Antisabbatiana p. 4 a: ריבגה תיבב הבישיל יתכלהו הריגיט רואיניש קחצי 'רהכ, woraus hervorgeht, daß er zu der von Texeira unterhaltenen Talmud-Thora-Klaus gehörte. – Dieses führt uns zu einer Untersuchung über Texeira.


Quelle:
Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Leipzig [1897], Band 10, S. 421-425.
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