Verhandlungen und Kämpfe bis zum Frieden von 366

[428] Neben den militärischen Operationen gingen ununterbrochen die Friedensverhandlungen einher; wurden doch alle Kriege von allen Beteiligten nur als Defensivkriege angesehen, die lediglich den Friedensstand wiederherstellen sollten, so wie er nach ihrer Auffassung von Rechts wegen bestehen mußte. In Athen war man, wie ein von Kallistratos beantragtes Belobigungsdekret für Mytilene753 lehrt, noch im J. 368 stolz, den Krieg für die Freiheit der Hellenen erfolgreich zu Ende geführt zu haben. Athen betrachtete sich jetzt anstelle Spartas als den eigentlichen Garanten des Königsfriedens; alles war in schönster Ordnung, wenn nur der Vertrag, den es alsbald nach der Schlacht bei Leuktra mit der Mehrzahl der hellenischen Staaten beschworen hatte (o. S. 409), wirklich durchgeführt wurde. Dazu gehörte nur noch, daß Theben, der neue lästige Ruhestörer, gründlich abgetan wurde; zu dem Zwecke hatte sich Athen im J. 399 mit Sparta, im J. 368 mit Alexander von Pherä verbündet. In offenem Kriege lagen übrigens nach griechischen Anschauungen beide Staaten trotzdem nicht miteinander, weder jetzt noch später, da sie sich zwar sonst allen möglichen Abbruch taten, aber jeder sich hütete, das Gebiet des Nachbarn zu verletzen. Die selbstverständliche Voraussetzung der Politik Athens war natürlich, daß es dabei das Seine erhielt; und so kreuzte Iphikrates von 368 an jahrelang an der thrakischen Küste (vgl. o. S. 426.), um die im Frieden von Sparta anerkannten Ansprüche auf Amphipolis und die Chersones durchzusetzen, allerdings mit so schwacher Macht, daß er nichts ausrichten konnte, zumal Makedonien und auch die Chalkidier Amphipolis unterstützten754. – Die Politik des Kallistratos hatte zugleich eine Annäherung Athens an die beiden mit Sparta verbündeten Großmächte Dionys und Persien herbeigeführt. Beide wirkten, während sie Sparta Unterstützung zukommen ließen, zugleich unablässig für den Frieden. Auch in Theben gab es, wie wir gesehen haben, eine [429] starke Friedenspartei; nach dem Sturz des Epaminondas, im Frühjahr 368, schienen die Verhältnisse für die Wiederaufnahme der Verhandlungen günstig zu liegen. Im Auftrag des Großkönigs sandte der Satrap Ariobarzanes von Phrygien den Philiskos von Abydos mit großen Geldmitteln nach Griechenland755, um einen Kongreß nach Delphi zu berufen. Alle griechischen Staaten schickten ihre Bevollmächtigten, und Dionys' Gesandte wirkten eifrig mit. Darüber, daß der Königsfriede die Basis bilden müsse, herrschte Einverständnis, und der Vorschlag, die Gelder, die der Krieg verschlang, lieber für die Wiederherstellung des kurz zuvor, wahrscheinlich durch Erdbeben, zerstörten Tempels von Delphi zu verwenden, wird allgemeinen Beifall gefunden haben. Aber über die richtige Interpretation der grundlegenden Bestimmung konnte man jetzt noch weniger als drei Jahre zuvor zu einer Einigung gelangen: Theben wollte die böotischen Städte, Sparta Messenien nicht freigeben. So ging der Kongreß resultatlos auseinander756. Die Folge war, daß einstweilen der Krieg weiterging und Dionys und Persien Sparta aufs neue unterstützten (o. S. 422), daß aber zugleich alle Staaten sich entschlossen, Gesandte nach Susa zu schicken, um an die Entscheidung des Königs selbst zu appellieren. – Athen gab sich alle Mühe, Dionys ganz auf seine Seite zu ziehen; gar gern hätte es dessen Hilfskorps für den Krieg in Thessalien auf Alexanders Seite gegen Theben gewonnen. Das konnte es nicht erreichen; aber es überhäufte den Tyrannen mit Ehren und [430] Schmeicheleien. Im Juli 368 erhielt er von Athen und seinen Bundesgenossen ein Belobigungsdekret und zugleich mit seiner ganzen Familie das Bürgerrecht; zu Anfang des J. 367 wurde seine Tragödie »Die Lösung Hektors« mit dem ersten Preis gekrönt757. Isokrates machte sich daran, den vielgelästerten Herrscher durch eine Broschüre, mit der er freilich nicht zu Ende kam, für seine nationalen Pläne zu gewinnen: jetzt wo er von Karthago nichts mehr zu besorgen habe, wo Sparta nicht mehr über Hellas gebiete und Athen bereit sei, sich mit ihm zu vertragen, könne er mit seiner wahren Gesinnung hervortreten und sich als den Wohltäter von Hellas erweisen. Endlich im März 367 kam man ans Ziel: Dionys schloß mit Athen ein Defensivbündnis. Damit trat auch der mächtigste aller Griechen in die lange Reihe der Staaten ein, deren Führung in Händen zu haben Athen wähnen konnte. Kurze Zeit darauf kam freilich die Nachricht, daß Dionys gestorben sei; und mit ihm waren die Hoffnungen begraben, die man auf ihn gesetzt hatte.

Im Sommer 367 begann in Susa der Wettlauf um die Gunst des Perserkönigs. Spartanische Gesandte waren bereits in der Hofburg, Antalkidas und Euthykles; jetzt trafen von Theben die eben aus der thessalischen Gefangenschaft befreiten Gesandten Pelopidas und Ismenias ein, von den Arkadern der Ringkämpfer Antiochos von Lepreon758, von Elis Archidamos, ferner Timagoras und Leon von Athen und ein Gesandter von Argos. Alsbald erfuhr Sparta, daß seine Niederlage auch in der Ferne einen für sein Ansehen vernichtenden Eindruck gemacht hatte. Der König erinnerte sich jetzt wieder, wie Sparta seinen Bruder unterstützt und den Dank für die persische Hilfe gegen Athen durch einen Angriff auf seine Provinzen heimgezahlt hatte; er behandelte seinen bisherigen Günstling Antalkidas mit voller Geringschätzung. Theben dagegen war immer der treue Bundesgenosse Persiens gewesen, mehr noch als Argos; es hatte an keinem Kriege gegen das Reich teilgenommen, wohl aber bei Platää auf seiner Seite [431] gefochten. So erhielt Pelopidas bewilligt, was er forderte: die Autonomie Messeniens, die Einheit Böotiens, die Forderung, daß Athen zur See abrüsten solle und daß alle Griechen verpflichtet sein sollten, gemeinsam, natürlich unter Thebens Führung, gegen jeden vorzugehen, der sich nicht fügen wollte. Als die Athener protestierten, erklärte der König, wenn sie gerechtere Bestimmungen wüßten, sollten sie ihn durch eine neue Gesandtschaft belehren759. In dem Grenzstreit zwischen Elis und Arkadien entschied der König zugunsten von Elis; das war ohne Zweifel auch den Thebanern infolge der Spannung mit Arkadien sehr genehm760. – Die neue Wendung der persischen Politik war eine schwere Enttäuschung für Sparta und Athen. Daß sie sich der Entscheidung fügen würden, war ausgeschlossen; für den Augenblick ließ sich freilich nicht viel mehr dagegen tun, als daß man seinen Groll an den Gesandten ausließ, die Besseres nicht hatten erreichen können. In Athen wurde Timagoras in üblicher Weise verurteilt und hingerichtet – sein Kollege Leon selbst erhob die Anklage, daß er vom König Geschenke angenommen und mit Pelopidas unter einer Decke gespielt habe –; und Antalkidas gab sich auf der Heimreise selbst den Tod aus Furcht vor der Strafe der Ephoren761. Die Böoter dagegen versuchten den Gewinn einzuziehen; wie ehemals nach Sparta, so wurden jetzt alle Griechen nach Theben berufen, um den Willen des Königs ehrerbietig entgegenzunehmen. Aber Theben fand wenig Gegenliebe. Seine eigenen Bundesgenossen sagten ihm auf, vor allem die Arkader; ihr Gesandter Lykomedes verließ entrüstet die Versammlung, ohne das Ergebnis abzuwarten. Die feindlichen Staaten vollends wiesen die böotischen Gesandten ab, [432] welche ihnen den Eid abnehmen sollten, Korinth voran; sie erklärten, sie brauchten keinen neuen Vertrag mit dem König – in der Tat standen sie ja nach wie vor fest auf dem Boden des alten Königsfriedens. Um zum Ziele zu gelangen, hätte Theben einer tatkräftigen Unterstützung durch den König bedurft, vor allem durch Geld; dann war die Opposition ohnmächtig. Dazu aber war das Perserreich bei den zur Zeit herrschenden Zuständen (u. S. 441f.) völlig außerstande. So hat die diplomatische Aktion auch für Theben kein weiteres positives Ergebnis gebracht, als daß sie den Gegnern die Unterstützung des Königs entzog.

Inzwischen war in Theben infolge des Verlaufs des thessalischen Krieges (o. S. 427f.) Epaminondas aufs neue ans Regiment gekommen. Er hatte durchgesetzt, daß er im J. 367 zum drittenmal in den Peloponnes gesandt wurde, diesmal nicht sowohl, um Sparta zu bekriegen, sondern vielmehr, um gegen die Arkader eine feste Position zu gewinnen. Bereits im J. 369 hatten die Böoter Sikyon und Pellene besetzt; jetzt wollte er auch die übrigen, bisher neutral gebliebenen Städte Achaias gewinnen, auf die der Arkaderstaat bereits seine Blicke geworfen hatte. Die Argiver, die sich auch schon durch die Expansionsgelüste Arkadiens bedroht fühlen mochten, besetzten für ihn bei Nacht die korinthischen Pässe, welche die Spartaner und Athener nicht rechtzeitig gedeckt hatten. Epaminondas rückte in Achaia ein und wurde überall von den Aristokraten, die von einer Verschmelzung mit Arkadien nichts wissen wollten, freundlich aufgenommen; auch Naupaktos und Kalydon in Ätolien762, das sich schon vor mehr als 20 Jahren den Achäern angeschlossen hatte (o. S. 252), folgten ihrem Beispiel. Alle Städte schlossen mit Böotien Verträge, in denen sie sich zu unbedingter Heeresfolge verpflichteten, auch in einem Angriffskriege. Aber in Theben war man auch diesmal mit den Ergebnissen nicht zufrieden, die Epaminondas heimbrachte. Die Demokraten in Achaia hatten auf einen Umsturz der Verfassungen gehofft, und die Arkader unterstützten ihre Forderungen: durch sein Verhalten arbeite Epaminondas nur den Spartanern in die Hände. So verfügte die böotische Volksversammlung, [433] daß in den Achäerstädten die Demokraten ans Regiment zu bringen und die Aristokraten zu verjagen seien, und entsandte Vögte zur Durchführung dieser Maßregeln763. Das hatte die Folge, daß die verjagten Aristokraten sich zusammenrotteten, der Reihe nach alle Städte überfielen und nun wirklich auf Spartas Seite übertraten. Auch Pellene, das bisher mit Sikyon und Argos zusammen ebenso eifrig wie erfolglos Phlius bekämpft hatte, fiel jetzt von Theben ab und unterstützte Phlius gegen seine Feinde; zugleich wurde diese Stadt durch ein athenisches Söldnerkorps unter Chares verteidigt764. Aufs neue hatten die Ereignisse erwiesen, daß Epaminondas' Politik die allein richtige gewesen war. – Auch in Sikyon hatte die Besetzung durch Theben im J. 369 zu einer Revolution geführt. Euphron, der bisherige Vertrauensmann der Spartaner, trat jetzt an die Spitze der Demokraten; er ließ die Reichen verjagen und ihr Vermögen einziehen. Die Verfassung wurde auf der Basis demokratischer Gleichheit neu geordnet, die freigelassenen Sklaven in die Bürgerschaft aufgenommen, die Ämter mit Euphrons Vertrauensmännern besetzt; auch an Hinrichtungen fehlte es nicht. Euphron selbst war der leitende Stratege; seinen Gegnern galt er als Tyrann. Er warb ein Söldnerkorps von 2000 Mann und unterstützte damit die Arkader und die Thebaner, die die Burg besetzt hielten, in allen Kriegen; sein letztes Ziel aber war natürlich weder die dauernde Unterordnung unter Theben noch die Union mit Arkadien, sondern die Selbständigkeit Sikyons. So wurde er schließlich seinen Verbündeten unbequem. Die Arkader, unter dem Bundesfeldherrn Äneas von [434] Stymphalos, griffen ihn an (366) und riefen die Verbannten zurück. Euphron mußte flüchten und machte nun den Versuch, die Stadt den Korinthern in die Hände zu spielen, die denn auch wirklich den Hafen besetzten; die Stadt selbst wurde von Theben behauptet765. – Ähnliche Wirren sind unzweifelhaft vielerorts vorgekommen, wie z.B. in Eretria unter Thebens Schutz Themison sich zum Tyrannen machte766; die Einzelheiten aber sind uns nicht bekannt.

So war Hellas voll von Gegensätzen. Keine der beiden sich bekämpfenden Koalitionen war innerlich noch einig; wohl aber erschöpften sich die Kräfte in dem ununterbrochenen ergebnislosen Hader. Beides, die Erschöpfung und das tiefe gegenseitige Mißtrauen, hat dann im J. 366 schließlich doch den Frieden herbeigeführt. Die entscheidende Wendung ging von Athen und Arkadien aus. Athen hatte bald nach 377 Oropos wiedergewonnen (o. S. 387), die Gegner verjagt und die alte Untertänigkeit wiederhergestellt. Jetzt besetzte, Anfang 366, Themison von Eretria mit Hilfe der Verbannten die Stadt; und als das athenische Gesamtaufgebot unter Chares heranrückte, übergab er sie den Thebanern767. Diese anzugreifen und damit den offenen Krieg herbeizuführen, wagte Athen nicht; aber es hoffte auf die Hilfe seiner peloponnesischen Verbündeten. Jedoch auch diese hatten zu einem Angriffskriege auf Böotien weder Lust noch Kraft; sie vertrösteten Athen auf ein zukünftiges Schiedsgericht, bis dahin möge Theben die Stadt besetzt halten. In Athen war die Entrüstung groß über die Bundesgenossen, die man mit Eifer unterstützt hatte und die nun ihrerseits Athen im Stich ließen, wo es sie brauchte. Diese Stimmung benutzte Lykomedes von Arkadien, um mit Athen anzuknüpfen; er suchte seit langem einen Rückhalt gegen Thebens Übergriffe. Allerdings fiel Lykomedes auf der Rückfahrt den arkadischen [435] Exulanten in die Hände und wurde von ihnen getötet; aber der Vertrag zwischen Athen und Arkadien kam zustande. Kallistratos selbst begab sich nach Arkadien; es war umsonst, daß auch Epaminondas auf der Bundesversammlung erschien, um ihm entgegenzuwirken768. Formell schloß die Defensivallianz Athens mit Sparta und Korinth eine Defensivallianz mit Arkadien nicht aus; und mit Recht konnte man in Athen sagen, daß es im Interesse aller Beteiligten liege, Arkadien von Theben abzuziehen. Athen plante, sogleich einen Schritt weiter zu gehen und sich durch einen Handstreich Korinths zu bemächtigen. Dadurch wäre die Isthmosstellung gesichert und den Böotern der Zugang zum Peloponnes gesperrt worden; zugleich konnte man dann den alten, schon zur Zeit des Korinthischen Kriegs gefaßten Plan einer Annexion Korinths verwirklichen. Aber Demotion, auf den der Plan zurückging, redete davon in der Volksversammlung; die Folge war, daß die Korinther erfuhren, was im Werke war, und schleunigst die athenischen Truppen, die in ihrem Gebiet standen, heimschickten und sich ebenso höflich wie energisch jede weitere Unterstützung verbaten. Dadurch wurde aber eine Fortführung des Kriegs für Korinth zur Unmöglichkeit; es begann Friedensverhandlungen mit Theben. Hier hoffte man anfangs, Korinth auf die böotische Seite herüberziehen zu können. Aber dies lehnte jeden Bündnisvertrag ab; es wollte Sparta nicht verraten, dem es die Wiederherstellung seiner staatlichen Selbständigkeit nach der Union mit Argos verdankte. Phlius und die übrigen Verbündeten dachten ebenso; und da auch Theben den Frieden dringend bedurfte, willigte es endlich ein. So kam etwa zu Ende des[436] Sommers 366 der Friede in Griechenland wirklich zustande769 auf der Grundlage des Königsfriedens unter Anerkennung der bestehenden Machtverhältnisse. Auch der Perserkönig hat für den Frieden gewirkt; doch wurden seine Vertreter ziemlich schnöde abgefertigt, da eben jetzt die beginnende Erhebung der kleinasiatischen Satrapen (u. S. 441ff.) die Ohnmacht des Reiches deutlich zur Schau stellte. Es kann kein Zweifel sein, daß Athen, das eine Entscheidung über Oropos nicht erlangte, mit seinem Bunde dem Frieden nicht beigetreten ist770.

Auch Sparta war der Beitritt zum Frieden offen gehalten. Aber weder durch Bitten noch durch Drohungen war es dazu zu bringen, Messenien aufzugeben; es lehnte ab771. Gerade wegen der Hoffnungslosigkeit seiner Lage hat seine zum Äußersten entschlossene Haltung doch einen gewaltigen Eindruck gemacht; von beiden Seiten wandte man sich an die angesehensten Publizisten der Zeit, um die Ansprüche vor dem großen Publikum zu rechtfertigen. Alkidamas (o. S. 325f.) verfaßte eine Broschüre, die den messenischen Standpunkt vertrat und sich auf das Naturrecht berief, nach dem »Gott [437] alle Menschen zur Freiheit geschaffen hat772«. Isokrates dagegen trat für Sparta ein; in Form einer Rede des Kronprinzen Archidamos an die spartanische Bürgerschaft erklärte er den unabänderlichen Entschluß Spartas, lieber in Ehren zugrunde zu gehen, als feige und ruhmlos den seit Jahrhunderten behaupteten und bisher von aller Welt anerkannten Besitz aufzugeben und die freigewordenen Knechte als einen gleichberechtigten Staat anzuerkennen. Auch sei Spartas Lage noch nicht verzweifelt; Athen und andere hätten weit Schlimmeres erdulden müssen und sich doch wieder aufgerafft. Was Epidauros, Korinth, Phlius jetzt tun dürften, sei eines Staats von Spartas Vergangenheit unwürdig. Sollte es zum Äußersten kommen, so werde die Bürgerschaft Weiber und Kinder übers Meer bringen, nach Sizilien oder Kyrene, sich in irgendeiner Burg festsetzen und von hier aus den Vernichtungskrieg gegen alle Feinde fortführen wie die Ahnen, da sie den Peloponnes eroberten. So weit aber sei man noch nicht gekommen; die Drohung, daß alle Griechen sich gegen Sparta einigen würden, schrecke nicht, wo ihre Uneinigkeit offen zutage liege und das Elend, in das sie den Peloponnes gestürzt haben, einen baldigen Umschwung erwarten lasse. Auch dürfe man immer noch auf Bundesgenossen hoffen: Athen werde Sparta niemals zugrunde gehen lassen, die besseren Elemente in Hellas ständen mit ihren Sympathien auf Spartas Seite, ebenso Dionys; auch vom Ägypterkönig und von den rebellischen Satrapen in Kleinasien dürfe man jetzt, wo der Perserkönig Sparta preisgegeben habe, Unterstützung erwarten773. – Diese Argumente waren in der Tat zutreffend; von den griechischen Staaten hatte keiner [438] Neigung, einen neuen Kreuzzug gegen Sparta zu unternehmen. Auch Argos verhielt sich passiv; so blieben als seine Feinde einzig Arkadien und Messenien. Im J. 365 sandte dann Dionys II., dem Beispiel seines Vaters folgend, noch einmal ein Hilfskorps auf 12 Trieren774, mit dessen Hilfe die Spartaner Sellasia zurückeroberten; dafür wurden ihnen allerdings Kyparissia und Koryphasion an der messenischen Küste durch die Arkader entrissen und mit dem messenischen Staate vereinigt.


Quelle:
Eduard Meyer: Geschichte des Altertums. Darmstadt 51965, Bd. 5, S. 428-439.
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