Benedictus Joseph Labre, V. (31)

[436] 31V. Benedictus Joseph Labre, (16. April), ein Bettler, war der Sohn des Ackermanns und Krämers Joh. Bapt. Labre und der Anna Barbara Grandsire, und wurde den 26. März 1748 zu Amette, einer Pfarrei im ehem. Bisthum Boulogne, jetzt das Bisthum Arras bildend, geboren. Frühzeitig verrieth er glückliche Anlagen des Geistes, und wurde seinem Oheim Frz. Jos. Labre, Pfarrer von Erin, zur Ausbildung und Erziehung übergeben. Mehreremale meldete er sich bei einzelnen Klöstern um Aufnahme, wurde aber überall wegen seiner Jugend, theils auch wegen seiner schwächlichen Gesundheit abgewiesen; endlich machte er sich auf den Weg, um in Italien in einem Kloster Aufnahme zu finden. Aber Gottes Vorsehung hatte ganz andere Absichten mit ihm vor. Sie scheint ihn nur deßhalb mit der Lebensweise verschiedener Klöster bekannt gemacht zu haben, damit sie ihn zu seiner Lebensstrenge vorbereitete, welcher er sich künftig widmen sollte. Seine Lebensgeschichte meldet nicht, daß er nach seinem Eintritt in Italien irgendwo mehr um die Aufnahme in ein Kloster angesucht habe; sie berichtet blos, er habe sich nber Loretto und Assisi geradenwegs nach Rom begeben und die Reise als armer Pilger gemacht. Hier zu Rom nahm er seinen Aufenthalt und machte von da aus seine Reise an verschiedene heil. Orte. Er lebte nur von Almosen und brachte sechs Jahre in der strengsten Lebensweise zu, in einer Vertiefung einer zerfallenen Mauer bei dem Colisseum seine Wohnung aufschlagend, bis er sich genöthigt sah, in einem Hospitale sich bleibend niederzulassen. Am 16. April 1783, Mittwochs in der Charwoche, sank unser Heiliger, der die ganze Fastenzeit in der größten Strenge zugebracht hatte, auf den Stufen einer Kirche zusammen und starb bald darauf in einem Alter von 35 Jahren. Kaum war er gestorben, so hörte man auf den öffentlichen Plätzen Roms: »Der Heilige ist nicht mehr.« Unter großem Zulauf des Volkes wurde er neben dem Hochaltar in der Kirche zu unserer lieben Frau vom Berge beerdigt. Der Canonisationsproceß des Dieners Gottes ward sogleich begonnen, und erkannte ihm nach Butler im Jahre 1783 die Congregation der Riten den Titel »ehrwürdig« zu. Auch in neuester Zeit erfolgten Verhandlungen über seine Heiligsprechung, und erklärte Gregor XVI. im Jahr 1842, constare de V. Benedicti. Joseph Labre virtutibus theologalibus et cardinalibus earumque adnexis in gradu heroico. Am 22. Juli 1848 wurde vom apostolischen Stuhl bewilligt, daß zum Beweise durch die Wunder geschritten werden dürfe.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 1. Augsburg 1858, S. 436.
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