Laurentius, B. (29)

[715] 29B. Laurentius, (16. Aug.), ein Eremit und Bekenner zu Subiaco (Sublacus) in Italien, stammte aus Fanellum, einem [715] Städtchen in Apulien (Neapel), zwischen Siponto und Foggia. Nach der Vita, die bei den Bollandisten sich findet, war er ein einfacher, gerader Mann. Als er einmal zufälliger Weise einen Menschen tödtete, bereute er diese That so sehr, daß er zur Sühne eine Wallfahrt nach Compostell in Spanien zu den Gebeinen des hl. Apostels Jakobus unternahm. Hunger und Durst, Hitze und Kälte und große andere Beschwerlichkeiten ertrug er auf dieser Reise. Im J. 1209 kehrte er nach Italien zurück und begab sich am 16. Dec. nach Subiaco, wo er einige Zeit in einem früher vom hl. Benedictus erbauten Kloster, mit Namen S. Angeli de Balxis, zubrachte. Da er aber hier nicht genug Buße thun zu können glaubte, trat er in das Kloster der hl. Scholastika, von wo er nach zweitägigem Aufenthalte mit Erlaubniß des Abtes zu Rom in die Höhle Morra Bottis sich zurückzog. Hier kasteite er seinen Leib durch Beten, Fasten und Nachtwachen. Seine Nahrung bestand gewöhnlich in Kräutern, bis später Hirten und Landleute ihn sahen und ihm zuweilen Brod reichten. Viele begaben sich zu diesem heil. Manne, der sie durch Wort und That bekehrte. Von Tag zu Tag vergrößerte er seine Bußübungen, oft bis zur völligen Erschöpfung. In dieser Höhle verweilte er 16 Jahre, als ihn Hugolinus, Cardinal und Bischof von Ostia, der von der, Heiligkeit seines Lebens Kunde erhielt, besuchte und, da er ihn schwer krank fand, zu einem minder strengen Leben überredete. Von nun an genoß er etwas Wein und Gemüse. Gänzliches Stillschweigen beobachtete er wöchentlich dreimal und die ganze Fastenzeit hindurch. Nie unterhielt er sich mit Frauen. Er war von so großer Freigebigkeit, daß er sichselbst das Nothwendigste versagte und es den Armen und Dürftigen gab; ja selbst die heil. Gewänder ließ er verkaufen, um mit ihrem Erlöse der Armuth zu steuern. Einmal verschaffte er einer armen Frau dadurch eine Versorgung, daß er ihr die Aussteuer gab, bestehend aus dem ihm gebrachten Almosen. Nicht weniger glänzen die Tugenden der Liebe, der Standhaftigkeit etc. hervor aus seinem Leben. Er war ein besonderer inniger Verehrer der jungfräulichen Gottesmutter, die ihm öfter erschien. Gott verlieh ihm die Gabe der Weissagung und Wunderkraft in einem sehr hohen Grade. Nach einer bei den Bollandisten enthaltenen kurzen Zusammenstellung der Wunder des sel. Bruders zaurentius hat er 36 während seines Lebens gewirkt, und 22 geschahen nach seinem Tode auf seine Fürbitte. Nachdem er 33 Jahre ein äußerst strenges und heiliges Bußleben geführt, entschlief er in Gegenwart seines Schülers, des Bruders Amatus, an einem Sonntage in der Frühe gottselig im Herrn, am 16. Aug. 1243. Sein Leib wurde in der von ihm bewohnten Höhle begraben, wo auch nach seinem Tode viele Wunder geschahen. Da Papst Innocentius IV. von diesen Kenntniß erhielt, gab er in einem Briefe vom 20. Febr. 1244 dem Bischofe Johannes von Alatri (Alatrium) und einem Prior dieser Diöcese den Auftrag, nähere Untersuchungen hierüber anzustellen. Diese vernahmen nun an Ort und Stelle viele Zeugen, nach deren Aussagen die Vita verfaßt ist, welche bei den Bollandisten sich findet. Zwar kommt von einer eigentlichen Seligsprechung nirgends etwas vors aber da er in mehreren Documenten »selig«, ja in einigen sogar »heilig« genannt wird, so nehmen auch die Bollandisten keinen Anstand, ihm den Titel »selig« zu geben. Uebrigens wissen sie nicht anzugeben, warum er bei Wion und andern Hagiologen am 17. Dec. und bei Bucelin am 18. Dec. vorkommt; sie selbst haben sein Leben am 16. Aug. als an seinem Sterbetage. (III. 302–309).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 715-716.
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