Laurentius, S. (19)

[701] 19S. Laurentius, (27. Juli), Erzbischof von Mailand vom J. 490–512, stammte aus [701] einem vornehmen mailändischen Geschlechte. Daß er übrigens dem Hause Litta entstammte, wie Puricellus angibt, läßt sich nicht nachweisen; eben so wenig, daß er früher ein Feldherr gewesen sei. Welche Würde er vor Uebernahme des Erzbisthums Mailand bekleidet habe, ist unbekannt; denn eine eigentliche Lebensbeschreibung von ihm gibt es nicht, sondern was man von ihm weiß, ist vorzüglich in der Rede enthalten, welche der hl. Bischof Ennodius von Pavia am Jahrestage der Consecration des hl. Laurentius gehalten hat. In derselben wird besonders hervorgehoben seine einstimmige Erwählung zum Erzbischofe von Mailand, seine Standhaftigkeit in Arbeiten und Gefahren, sein Muth in Ertragung von Trübsalen, so wie seine Freudigkeit in Wiederherstellung der verödeten Stadt und ihrer verwüsteten Kirchen etc. Zum Erstenmale erscheint er im J. 490 bei Einweihung der Basilica der hhl. Apostel Petrus und Paulus zu Novara, bei welcher viele Bischöfe erschienen waren, und wobei der Bischof Honoratus von Novara unsern hl. Laurentius besonders auszeichnet. Bald nachher zeigt er sich als besonderer Gönner des Ostgothen-Königs Theodorich, welcher mit Erlaubniß des Kaisers Zeno mit einem Kriegsheere nach Italien kam, den Herulerkönig Odoacer besiegte und Mailand eroberte, nachdem der hl. Laurentius die Uebergabe der doch nicht mehr zu haltenden Stadt angerathen hatte. Zwar veranlaßte ein Aufstand der italienischen Soldaten den Theodorich, sich mit den Seinigen nach Pavia zurückzuziehen, wo er von Odoacer, jedoch vergebens, belagert wurde, und auch unser hl. Laurentius hatte viel zu leiden, indem er von Odoacer eine Zeit lang in Gefangenschaft gehalten wurde; aber nachdem dieser im J. 493 gänzlich besiegt war, kehrte der hl. Erzbischof wieder in die, freilich sehr verwüstete, Stadt Mailand zurück, für deren Wiederherstellung er nun alle Sorge trug. Ob er den Theodorich als König von Italien gekrönt habe, wie Einige angeben, ist ungewiß; aber das ist gewiß, daß er mit dem hl. Bischof Epiphanius von Pavia nach Ravenna gesandt wurde, um vom König Theodorich für die rebellischen Italiener Verzeihung zu erbitten, die er auch erhielt. Später wohnte er mehreren (der 3. 4. und 3.) römischen Synoden bei, die in Angelegenheiten des Papstes Symmachus gegen die Schismatiker und die Eingriffe des Königs Odoacer in die Rechte der Kirche abgehalten wurden. Bei dem im J. 501 abgehaltenen dritten römischen Concilium, dem ersten, dem er beiwohnte, führte er sogar den Vorsitz und unterschrieb auch zuerst. Nach Mailand zurückgekehrt, suchte er wieder Allen Alles zu werden. Besonders hebt der hl. Ennodius noch hervor, daß er um den edlen Mailänder Jüngling Arator, der seine Eltern verloren hatte, sich wahrhaft väterlich annahm und in aller Weise für ihn sorgte, so daß er später ein großer frommer Dichter wurde. Unter den Kirchen, die er neu erbaute oder wieder herstellte, werden genannt die Kirchen des hl. Xystus, des hl. Nazarius, des hl. Laurentius und des hl. Erzbischofs und Martyrers Calimerus, eines seiner Vorfahren. Auch ein schönes Baptisterium wurde von ihm gegründet. Nachdem er auf solche Weise 22 Jahre lang als Erzbischof viel für die Ehre Gottes und der heil. Kirche gewirkt hatte, starb er endlich im J. 512, und zwar, wie der Bollandist Sollerius (nr. 44) bemerkt, wahrscheinlich am 25. Juli, während sein Fest später am 27. Juli gefeiert wurde, weßwegen die Bollandisten ihn an diesem Tage behandeln. Schließlich sprechen sie auch noch von Homilien, welche Mabillon gefunden und unserm hl. Laurentius zugeschrieben hat; allein diese sind nicht von ihm, sondern von dem hl. Priester und Martyrer Laurentius11 von Novara, wie die Bollandisten (nr. 45–48) ausführlich und gründlich nachweisen. (VI. 435–443).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 701-702.
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