Laurentius, S. (20)

[702] 20S. Laurentius Archidiac. M. (10. Aug.) »Wie Jerusalem durch den hl. Stephanus verherrlicht wurde, so Rom durch den hl. Laurentius«, sagt der hl. Papst Leo in seiner Rede am Feste dieses Heiligen, welcher als einer der vorzüglichsten Martyrer von allen heil. Vätern verherrlicht, von allen christlichen Völkern in allen christlichen Ländern hoch verehrt wird. Leider haben wir keine sicheren Acten über ihn; denn was bei Surius und im Martyrologium des hl. Erzbischof Ado1 von Vienne vorkommt, ist nicht ganz zuverlässig, wenn sie auch wohl alte Acten benützt haben mögen. Was nun aber die Bollandisten am 10. Aug. (II. 485–. 532) von ihm sagen, wollen wir hier kurz zu geben suchen, und zwar zuerst das, was sie S. 506 ff. über sein Vaterland angeben. Während nämlich Viele den hl. Laurentius für einen Römer halten, [702] führt der Bollandist Joh. Pinius viele Gründe an, welche Spanien als sein Vaterland bezeichnen, und spricht sich am Ende (nr. 106) dahin aus, er habe nichts dagegen, daß die Spanier ihn als den Ihrigen betrachten, besonders da er schon im Martyrologium des hl. Ado (also im 9. Jahrh.) als Spanier angenommen ist, indem er dort so als redend angeführt wird: »Was mein Geschlecht betrifft, so bin ich ein Spanier, aber erzogen und unterrichtet in Rom.« Unter den spanischen Städten aber streiten Huesca (Osca) in Aragonien, dann Valencia und Cordova um die Ehre, seine Geburtsstätte zu seyn. Pinius führt S. 507 bis 510 einige Gründe an, welche diese Städte für sich geltend zu machen suchen, entscheidet sich aber für keine derselben, obwohl er S. 501 ff. angibt, daß die hhl. Orentius und Patientia, welche von einigen Schriftstellern als die Eltern des hl. Faurentius bezeichnet werden, zu Osca in Spanien gelebt haben und dort auch verehrt werden. Nach dem (übrigens von den Bollandisten oft als sehr unzuverlässig bezeichneten) spanischen Hagiologen Tamayus wäre der hl. Orentius ein edler und reicher Bürger von Osca37 gewesen und hätte mit seiner Gemahlin Patientia die Zwillingssöhne Laurentius und Orentius gehabt, die er zu Osca in den Wissenschaften habe unterrichten lassen. Später sei der hl. Laurentius durch den hl. Papst Sixtus nach Rom gekommen; Orentius aber sei nach dem Tode seiner Mutter mit seinem Vater nach Frankreich gegangen und dort Bischof von Auch Auscium, Auxium) in Aquilanien geworden, wo er am 1. Mai (I. 60) verehrt wird, an welchem Tage ihn auch das Mart. Rom. mit dem Namen Orientius, so wie die hhl. Orentius und Patientia als »Martyrer zu Osca in Spanien« anführt etc. – Wie dem nun auch sei, das ist gewiß, daß unser hl. Laurentius schon als Jüngling in Rom sich durch seine Tugenden so sehr auszeichnete, daß der hl. Sixtus (Xystus), welcher damals in Rom Archidiakon war, sich besonders um ihn annahm, ihn in den heil. Schriften unterrichtete und sorgfältig zur christlichen Vollkommenheit heran bildete. Als Sirius II. im J. 257 nach dem Tode des hl. Papstes Stephanus auf den päpstlichen Stuhl erhoben wurde, weihte er ihn zum Diakon, und machte ihn, obwohl er noch sehr jung war, zum Ersten der 7 Diakonen der römischen Kirche, weßhalb ihm mehrere Väter den Namen »Erzdiakon des Papstes« geben. Das Amt eines Erzdiakons setzte ein seltenes Verdienst voraus: Der Archidiakon diente nicht blos dem Papste am Altare, sondern hatte auch die Aufsicht über den Schatz und die Reichthümer der Kirche und mußte die Einkünfte unter die Armen vertheilen. Doch nicht lange sollte seine Wirksamkeit dauern; denn im nämlichen Jahre 257 ließ der Kaiser Valerianus auf Macrian's Betreiben ein Verfolgungs-Edict gegen die Christen ergehen, wonach unverzüglich die Bischöfe, Priester und Diakonen hingerichtet werden sollten. Die Ausführung dieses grausamen Befehls ließ auch nicht lange auf sich warten. Gleich im folgenden Jahre 258 wurde der hl. Papst Sirius Il. hingerichtet, und ihm folgte bald der hl. Laurentius. Leider haben wir auch über seinen Martertod keine zuverlässigen Acten, sondern das Nähere, was darüber bekannt ist, wissen wir von dem alten christlichen Dichter Aurelius Prudentius, der im 4. Jahrh. lebte und dessen Hymnus auf den hl. Laurentius auch bei Ruinart und den Bollandisten sich findet, so wie von mehreren heil. Vätern, die in ihren Predigten davon sprechen. Hiernach ordnet sich sein Martertod in folgender Weise: Als der hl. Sixtus zum Tode geführt wurde, folgte ihm der hl. Laurentius weinend nach, indem er eine große Sehnsucht nach dem Martertod hatte, und es als ein Unglück betrachtete, an den Leiden seines Lehrers keinen Antheil nehmen zu können. Dabei sprach er nach dem hl. Ambrosius folgende Worte: »Wohin gehst Du, Vater, ohne den Sohn? wohin eilst Du, heiliger Priester, ohne den Diakon? Niemals pflegtest Du das Opfer darzubringen ohne Deinen Diener. Was hat Dir [703] denn an mir mißfallen, Vater? hast Du mich denn als entartet erfunden? Prüfe mich nun, ob Du einen geeigneten Diener für die Ausspendung des Blutes unsers Herrn erwählt hast. Den Du an der Vollendung der heil. Geheimnisse Theil nehmen ließest, dem versagst Du jetzt die Theilnahme an Deinem Blute? ... Abraham hat seinen Sohn geopfert, Petrus hat den Stephanus voraus gesendet, so zeige nun auch Du, Vater, Deine Kraft in Deinem Sohne! Opfere den, welchen Du unterrichtet hast, damit Du in angemessener Begleitung zur Krone gelangest.« Auf diese von flammender Liebe zu Gott zeugende Rede sprach Sixtus (und zwar nach Prudentius vom Kreuze herab) folgende, auch beim hl. Ambrosius sich findende, tröstende Worte zu Laurentius: »Ich verlasse Dich nicht, mein Sohn; sondern größere Kämpfe harren Deiner. Ich als Greis erlange einen leichteren Kampf; Dich aber als Jüngling erwartet ein herrlicherer Sieg über den Tyrannen. Höre auf zu weinen; bald wirst Du kommen. Nach drei Tagen wirst Du mir folgen, der Levit dem Priester.... Warum verlangst Du meine Gegenwart? Schwache Schüler sollen dem Lehrer vorangehen, starke sollen folgen, damit sie ohne Lehrer siegen, die nun keines Lehrers mehr bedürfen. So hat auch Elias den Elisäus zurück gelassen. Dir also vertraue ich die Nachfolge meiner Kraft.« Hoch erfreut über diese Worte säumte nun der hl. Laurrentius nicht, sich auf seinen Tod vorzubereiten und vor Allem die ihm anvertrauten Kirchenschätze in Sicherheit zu bringen, indem er sie unter die Armen vertheilte, damit sie nicht von den Heiden ihres Erbtheiles beraubt würden. Vielleicht hatte ihm der hl. Sixtus den Auftrag dazu gegeben, obwohl die Acten hierüber nichts enthalten, und wohl anzunehmen ist, daß der hl. Laurentius selbst sich gedrungen fühlte, dafür zu sorgen. Auch die heil. Väter sprechen in diesem Sinne. Gewiß ist, daß die Kirche damals außer kostbaren Kirchen-Kleidern und goldenen Gefäßen durch das Opfer reicher Mitglieder, die sich ihr angeschlossen hatten, viele Reichthümer besaß, mit welchen sie nicht blos für die Bedürfnisse ihrer Diener sorgte, sondern auch noch eine große Anzahl frommer Wittwen und Jungfrauen nebst mehr als 1000 Armen unter dem Volke ernährte, von welchen der Bischof oder dessen Archidiakon ein Verzeichniß, hatte. Ja, die Kirche von Rom war auch noch im Stande, reichliche Almosen in entferntere Länder zu schicken. Da nun der Präfect von Rom Kunde von diesen Reichthümern der Kirche erhielt, faßte er den Entschluß, sich ihrer zu bemächtigen. In dieser Absicht ließ er den hl. Laurentius vor sich kommen und verlangte die Auslieferung der Kirchenschätze, wobei er nach Prudentius ihm ganz freundlich zu Gemüthe führte, wie der Staat (usus publicus, fiscus, aerarium) setzt nothwendig Geld brauche, um den Feldherrn zu unterstützen, und wie er also nach dem Ausspruche seines Gottes, der ja selbst bekanntlich kein Geld geschlagen und auch keines mit sich gebracht habe, seine verborgenen Schatzkammern freiwillig öffnen und »dem Kaiser geben solle, was dem Kaiser gehöre«, indem es genüge, wenn sie (die Christen) reich seien an Worten, wie ja auch ihr Gott, selbst arm (inanis a marsupio), seine Gebote nur mit Worten gegeben habe etc. Hierauf erwiderte der hl. Laurentius eben so freundlich: »Ja, ich läugne es nicht, die Kirche ist reich und Niemand in der Welt ist reicher als sie. Der Kaiser selbst hat nicht so viele und kostbare Schätze wie sie. Ich weigere mich auch nicht, die Schatzkammer zu öffnen und alle kostbaren Schätze Christi zu zeigen. Nur begehre ich von Dir einen kurzen Aufschub, um Alles gehörig ordnen zu können.« Da der Präfect nicht verstand, von welchem Schatze Laurentius rede, gestand er ihm freudig 3 Tage Aufschub zu. Während dieser Zeit durchlief nun der hl. Laurentius die ganze Stadt, um die Armen aufzusuchen, welche auf Kosten der Kirche genährt und unterhalten wurden. Am dritten Tage versammelte er eine große Anzahl dersselben aus hinfälligen Greifen, Blinden, Stummen, Krüppeln, Aussätzigen, Waisen, Wittwen und Jungfrauen, die er vor der Kirche aufstellte. Hierauf geht er zum Präfecten und ladet ihn ein, die versprochenen Schätze in Augenschein zu nehmen. Dieser folgt ihm, ist aber ganz erstaunt, da er statt der goldenen Gefäße etc. nur eine Menge Armer sieht, und wirst drohende Blicke auf den hl. Laurentius, der nun nach Prudeustius eine lange Rede an den Präfecten hält, in welcher er von der Nichtigkeit des Goldes und von den aus dem Durste nach Gold entspringenden Verbrechen spricht, wie dagegen das wahre Gold das Licht des Himmels sei, [704] dessen diese Armen nach den Trübsalen dieses Lebens genießen werden. Diese Armen, welche von jenen Verbrechen nichts wissen, dagegen ihre Leiden aus Liebe zu Gott in Geduld ertragen und sich dadurch den Himmel verdienen, seien also die goldenen Münzen, die er ihm versprochen. Dazu kommen als Perlen und Edelsteine die gottgeweihten Jungfrauen und Wittwen, welche der Kirche zur schönsten Zierde gereichen. Diese Schätze solle er nun nehmen und damit die Stadt Rom, den Kaiser und sich selbst bereichern. – Wuthentbrannt über diese Täuschung forderte nun der Präfect nach Ado38 von dem hl. Laurentius, daß er den Göttern opfere, und als er dessen sich weigerte, ließ er ihn auf verschiedene Weisepeinigen, nämlich zuerst mit Scorpionen peitschen, dann mit Bleikugeln schlagen, seine Seiten mit glühenden Blechen brennen, ihn auf die Folterbank (catasta) legen und neuerdings mit Scorpionen peitschen, bei welcher Gelegenheit ein Soldat, Namens Romanus, durch die Standhaftigkeit des heil. Martyrers bekehrt, hierauf von ihm getauft und dann auch nach dem Bekenntnisse des christlichen Glaubens gleich hingerichtet wurde. Die folgende Nacht, heißt es bei Ado weiter, habe Decins deu hl. Laurentius zu sich in das olympische Warmbad neben dem sallustianischen Palast führen und alle möglichen Marterwerkzeuge herbeibringen lassen, um seine Standhaftigkeit zu erschüttern. Nun habe er ihn um seine Herkunft gefragt, bei welcher Gelegenheit er dann die schon oben er wähnte Aeußerung gemacht habe, er sei von Geburt ein Spanier, aber erzogen in Rom etc. Hierauf habe der Tyrann ihn wieder zum Opfern bereden wollen, und, da dieses vergebens gewesen, habe er ihm den Mund mit Steinen zerschlagen und endlich em eisernes Bett in Form eines Roates herbei bringen lassen. Von allen diesen Martern, von denen übrigens auch im Mart. Rom. und bei mehreren heil. Vätern einige erwähnt werden, findet sich nichts bei Prudentius, sondern dort heißt es gleich, der getäuschte Präfect habe auf die Rede. des hl. Laurentius vor Wuth knirschend erwiedert, er wolle diese offenbare Verhöhnung exemplarisch bestrafen. Er wisse wohl, daß er den Tod wünsche; dieser solle ihm auch zu Theil werden, aber nicht schnell, sondern nur in ganz langsamer Weise. Er wolle ihm ein würdiges Bett bereiten, welches er desteigen solle etc. Nun ließ er einen eisernen Rost herbei bringen, der über matt glühende Kohlen gestellt wurde. Die Henker entkleideten den heil. Martyrer und banden ihn auf den Rost, damit das Feuer nur nach und nach in sein Fleisch eindringe. Da leuchtete nun sein Antlitz wie das des Moyses, als er vom Berge zurückkehrte, und wie das des dl. Stephanus, da er den Himmel offen sah. Diesen Glanz sahen die Neugetauften, welche zugegen waren, wie sie auch den Wohlgeruch empfanden, der von seinem Leibe ausging, während die Heiden in ihrer Verblendung Beides nicht bemerkten. Nachdem der hl. Laurentius diese Feuerqual längere Zeit erduldet, sagte er mit größter Ruhe zum Präe secten: »Nun kannst du meinen Leid umwenden lassen, denn er ist auf dieser Seite genug gebraten«. Wirklich ließ ihn der Präfect umwenden, und nachdem er auch auf der anderen Seite noch eine Zeit lang gelegen, sagte er heiter zum Präfecten: »Mein Fleisch ist setzt gebraten, du kannst nun davon essen«. Dann blickte er zum Himmel auf und flehte seufzend um Rom's Bekehrung, indem er nach Prudentius den Herrn Jesus Christus anrief, Er, der Abglanz des Vaters, der Lenker des Weltalls, durch dessen Macht die Stadt Rom sich alle Völker unterworfen, Er möchte nun auch machen, daß diese Stadt, wo die heil. Apostelfürsten Petrus und Paulus gepredigt und geblutet, das Heidenthum sammt seinen Gräulan entferne und dem Joche des Glaubens sich unterwerfe, damit das Christenthum im ganzen Reiche angenommen werden möge etc. Nach diesem Gebette gab er seinen Geist auf am 10. Aug. 258, und Prudentius nimmtkeinen Anstand zu behaupten, daß die gänzliche Bekehrung Roms vorzüglch den Gebeten des hl. Laurentius zuzuschreiben sei; denn von dieser Zeit an habe die Verehrung der Götter [705] ab-, die Verehrung Christi aber so zugenommen, daß selbst die Vornehmsten dem Christenthume, das durch den Ruf der Tugenden und vielen Wunder des hl. Martyrers sich überall hin verbreitete, freudig sich anschlossen und man in Wahrheit sagen könne, der Tod dieses heil. Martyrers sei der wahre Tod der Götzentempel gewesen, weßwegen derselbe auch überall hoch verehrt werde etc. Das Feuer seiner Liebe zu Christus war so groß, daß erdas äußere Feuer kaum spürte, oder wie der hl. Papst Leo sagt: »Die Liebe Christi konnte durch die äußere Flamme nicht überwältigt werden, sondern das Feuer, welches von außen brannte, war schwächer als das im Innern angezündete« etc. Nach seinem Tode wurde sein heil. Leib weggetragen, und zwar nach Prudentius von zwei Senatoren, welche die wunderbare Freimüthigkeit des heil. Martyrers für Christus gewonnen hatte. Nach dem hl. Ado waren es die hhl. Ju stinus16 (s.d.) und Hippolytus10, welche ihn auf dem Veranischen Felde am Wege nach Tivoli (Via Tiburtina) in dem der hl. Cyriaca7 gehörigen Landgute begruben, da wo setzt die herrliche, schon unter Kaiser Constantin dem Großen erbaute, dann aber im Laufe der Zeiten vielfach veränderte Basilica S. Laurentii extra muros (San Lorenzo fuori le mura) sich befindet, welche eine der 5 Patriarchal-Kirchen Rom's ist, wo vor dem Hochaltare in einer unterirdischen Kapelle nebst vielen anderen Martyrer-Reliquien besonders der Leib des hl. Laurentius mit dem im J. 557 von Constantinopel nach Rom gebrachten Leibe des hl. Erzmartyrers Stephanus in einem mit metallenem Gitter umfaßten Marmorschreine aufbewahrt und an der rechten Seitenwand die durch ein Gitter verwahrte große Marmorplatte39 gezeigt wird, auf welcher der hl. Laurentius seinen Martertod bestand. Nebst dieser gibt es in Rom noch 6 andere berühmte Kirchen, welche dem hl. Laurentius geweiht sind und in dem eben bezeichneten vortrefflichen Werke von Wittmer und Molitor S. 171 bis 172 näher bezeichnet werden. Sie heißen,

1) S. Lorenzo in Borgo vecchio, vom Volke S. Lorenzuolo genannt, eine sehr alte Kirche, welche früher S. Laurentii in Piscibus hieß von dem nahen Fischmarkte.

2) S. Lorenzo in Damaso, eine vom hl. Papste Damasus in der 2. Hälfte des 4. Jahrh. erbaute Kirche, in welche später der Leib dieses hl. Papstes aus dem Cömeterium des hl. Kallistus übertragen wurde.

3) S. Lorenzo in fonte, eine alte Kirche mit einer unterirdischen Quelle, an welcher nach der Ueberlieferung der hl. Laurentius den von ihm bekehrten römischen Ritter Hippolytus, dem er zur Bewachung übergeben war, getauft hat (s. S. Hippolytus10).

4) S. Lorenzo in Lucina, eine der ältesten Titularkirchen Roms, deren Erbauung der frommen Matrone Lucina zugeschrieben wird, und wo man den Rost des hl. Laurentius aufbewahrt. Neben demselben sieht man drei Vasen, von denen zwei etwas Blut und die dritte geröstetes Fleisch von ihm enthalten. Nach den Bollandisten (S. 498 nr. 62) ist dort auch die eiserene Gabel, mit welcher sein Leib auf dem Roste umgewendet wurde.

5) S. Lorenzo in Miranda, eine später in den Ruinen des Tempels des Antoninus und der Faustina eingerichtete Kirche, welche ihren Namen von den bewunderungswürdigen Monumenten haben soll, zwischen welchen sie an dem Forum Romanum lag.

6) S. Lorenzo in Paneperna, eine Kirche auf der Höhe des Viminals, wohin die Archäologen Roms die Bäder der Olympia verlegen, in welchen der hl. Laurentius den Martertod auf glühendem Roste erlitt. Unterhalb der Kirche zeigt man die Räume, wo dieses geschah. Clarissinen bewohnen das anstoßende Kloster, wo einst auch die hl. Brigitta geweilt, deren Arm man unter den Reliquien dieser Kirche bewahrt. Woher der Beiname Pane e Perna (d.i. Brod und Schinken) kommt, ist ungewiß. – Aber nicht blos in Rom, sondern auch an vielen andern Orten der christlichen Welt entstanden Kirchen zu Ehren des hl. Laurentius. So hat schon vor dem I. 439 die Kaiserin Eudoxia ihm zu Constantinopel einen prächtigen Tempel erbaut; so auch später die Kaiserin Pulcheria. [706] Auch Florenz besitzt eine prachtvolle Kirche desselben etc. Am prachtvollsten und berühmtesten von Allen aber ist die von König Philipp II. von Spanien wegen des am Laurentiustage (10. Aug.) 1557 über die Franzosen bei St. Quentin gewonnenen Sieges diesem Heiligen zu Ehren vom J. 1563 bis1584 erbaute, mit dem herrlichen Hieronymitaner-Kloster Escurial (Scorialeuse) verbundene Kirche. Dieses in der spanischen Provinz Avila liegende Kloster ist in der Form eines Rostes gebaut, dessen Handgriff die Gärten bilden; die Kirche hat 8 Orgeln, 24 Altäre etc. – Was seine Reliquien betrifft, so sind sie ebenfalls in der ganzen christlichen Welt verbreitet. In Rom selbst finden sich nach den Bollandisten (S. 498. nr. 63) Reliquien vom hl. Laurentius in verschiedenen Kirchen. Eine der merkwürdigsten, von welcher aber die Bollandisten hier nichts erwähnen, ist sein heil. Haupt40, welches im Palaste des Quirinal neben der Wohnung des Msg. Sacrista in dem Verwahrungsort oder Reliquien, wohin die Leiber der Martyrer aus den Katakomben gebracht werden, und von wo die Reliquien in alle Theile der Welt ausgehen, sich findet und gleichsam den Mittelpunkt derselben bildet. Wahrscheinlich war es zur Zeit, als die Bollandisten jenes schrieben, noch nicht an diesem Platze. Dagegen sprechen sie (nr. 64 bis 76) viel von den Reliquien desselben, die in Frankreich, Spanien, Deutschland (Köln, Gladbach etc.), Belgien etc. verehrt werden, von denen aber freilich mehrere bestritten sind. Dahin gehört auch (nr. 92–99) der steinerne Kelch, dessen sich Christus beim letzten Abendmahle bedient haben soll. Diesen soll der hl. Laurentius vom hl. Papste Sixtus erhalten, dann aber nach Spanien gesendet haben, wo er in Valencia hoch verehrt werde. – Schon früher (S. 487. 493) haben die Bollandisten unsern Heiligen als »Wunderthäter« bezeichnet und mehrere auf seine Fürbitte gewirkte Wunder angeführt, von denen einige auch von heil. Vätern bezeugt werden. So sagt der hl. Augustinus, einer der bekannten 7 Söhne, die wegen Verachtung ihrer Mutter von Gott mit einem deständigen Zittern der Glieder bestraft waren, habe in einer dem hl. Lanrentius zu Ravenna geweihten Kirche die Gesundheit wieder erlangt. Nach dem hl. Ambrosius wurde sein eigener Bruder, der hl. S atyrus, durch die Fürbitte unsers Heiligen aus einem argen Seesturme wunderbar errettet. Auch der hl. Gregorius von Tours erzählt mehrere Wunder von ihm etc. Im Leben des hl. Kaisers Heinrich kommt vor, er habe der Kirche von Merseburg (Marsipolis) in der preußischen Provinz Sachsen einen goldenen Kelch zu Ehren des hl. Laurentius geschenkt und dann dort später durch seine Fürditte einen glorreichen Sieg über die Slaven erfochten. Unter die Wunder wird von Einigen auch gerechnet, daß unser Heiliger an jedem Freitage eine Seele aus dem Fegfeuer ertöse, weil er, der göttliche Erlöser, an einem Freitage gestorben sei. Doch die Bollandisten (S. 495. nr. 52) erklären dieses Privilegium schon deßwegen für verdächtig, weil der hl. Laurentius an einem Dienstage gestorben sei etc. Am Schlusse (S. 520 bis 532) erwähnen sie mehrere Erscheinungen des Heiligen, so wie noch viele andere auf seine Fürbitte gewirkte Wunder, wobei freilich auch manche Sagen vorkommen. Dahin gehört sicherlich die S. 523 ff. vorkommende Erzählung von jenem goldenen Kelche, den ein reicher Mann in Sachsen (nach S. 525 der hl. Kaiser Heinrich) zu Ehren des hl. Laurentius einmal hatte machen lassen, und durch welchen dieser ihn vom ewigen Verderben rettete, wobei aber der Kelch zerbrach, der dann nach Rom geschickt wurde, wo er in der Hauptkirche des hl. Laurentius aufbewahrt wird etc. Nach Butler (XI. 13) gab Papst Hadrian dem Kaiser Karl dem Großen einige Reliquien des hl. Laurentius, welche dieser der Kirche von Straßburg schenkte, und welche dann der an die Kathedralkirche anstoßenden Laurentius-Kapelle ihr Entstehen gaben. Diese Kapelle wurde die erste und älteste Pfarrei der Stadt und Diöcese Straßburg etc. Als etwas Mehrwürdiges wird von den Bollandisten (S. 531 nr. 54. 55) noch angeführt, daß man in Spanien, wenn man am Feste des hl. Laurentius zwischen der ersten und zweiten Vesper wo immer auch nur ganz wenig in der Erde grabe, dort Kohlen finde, wie ein spanischer Mitbruder an den Bollandisten Paperbroch geschrieben [707] habe. Der Bollandist Pinius will zwar dieses nicht in Abrede stellen, aber auch nicht unbedingt glauben, da er sonst nirgends etwas davon gehört oder gelesen habe. Uebrigens hätte er die Richtigkeit dieser Sage selbst erproben können, wenn er es in semem Garten versucht hätte; wenigstens besteht auch in unsern Gegenden die Sage, daß, wenn man am 10. August als dem Feste des hl. Laurentius zwischen 11–12 Uhr Vormittags nur ein wenig in der Erde grabe, überall größere oder kleinere Kohlen zum Vorschein kommen, was der Schreiber dieser Zeilen auch wirklich schon öfter als richtig befunden hat, und Jeder, der es versuchen will, wohl auch zu andern Stunden dieses Tages finden kann, während man an anderen Tagen an den nämlichen Plätzen nichts von einer Kohle findet. – Abgebildet wird der hl. Laurentius entweder wie er den Armen Almosen austheilt, oder wie er auf dem Roste liegt und freudig zum Himmel aufblickt etc. Im Mart. Rom. steht das Fest des hl. Archidiakonus Lauren tius als Martyrer unter Kaiser Valerianus ebenfalls am 10. August. (II. 485–532).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 702-708.
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