Palladius, S. (2)

[659] 2S. Palladius, Anach. Conf. (28. Jan.). Der heil. Palladius war einer der Einsiedler, welche der Geschichtschreiber Theodoret eines besondern Lobes würdig erachtet. Er wohnte in einer kleinen Hütte, nicht weit von der Ortschaft Imme bei Antiochia. Theodoret schreibt, daß seine Enthaltsamkeit, sein Beten, Fasten und Wachen nichts Eigenthümliches an sich trug; in dieser Beziehung habe er das gleiche Joch, wie der selige Simeon, (s.d., 26. Jan.) getragen, aber er erzählt Folgendes: In jenem Dorfe war ein viel besuchter Markt, der Handelsleute von allen Seiten und eine unzählbare Menschenmasse herbeitog. Ein Kaufmann wollte, nachdem er seine Waaren abgesetzt und viel Gold dafür gelöst hatte, zur Nachtzeit abreisen. Ein Räuber, welcher das erlöste Gold gesehen hatte, paßte dem Kaufmann ab und ging ihm bis an einen zum Hinterhalt tauglichen Ort voraus. Dort brach er plötzlich auf den Vorübergehenden hervor, schlug ihn zu Boden und warf, nachdem er das Gold zu sich gesteckt hatte, den Leichnam vor die Thüre des hl. Palladius, als hätte dieser die Unthat begangen. Die leicht erregbare Menge schien eines andern Beweises nicht zu bedürfen, [659] sondern erbrach kurzwegs die Thüre, um an dem heiligen Mann Rache zu nehmen. Da blickte der Heilige, in Ermangelung jeder menschlichen Hilfe, vertrauensvoll zum Himmel und flehte zum Herrn, er möge die verleumderische Lüge zu Schanden machen und die verborgene Wahrheit enthüllen. Nachdem er gebetet, ergriff er die Hand des Todten und sprach: »Sprich: wer hat dir diese Wunde beigebracht? gib Denjenigen an, der diese verdammungswürdige That verübt hat, und befreie mich Unschuldigen von gottloser Anschuldigung.« Da setzte sich der Tode auf, blickte auf die Umstehenden und zeigte mit dem Finger auf den Mörder. Alle schwiegen und staunten. In der That fand sich bei dem Angeschuldigten sowohl das durch Blut geröthete Messer, als auch das geraubte Gold. Der hl. Palladius, früher schon verehrt, wurde nun ein Gegenstand allgemeiner Verwunderung; denn Alle erkannten letzt, wie lieb ihn Gott habe. In den Menäen ist gesagt, daß der heil. Palladius auch durch Schriften sich um die Kirche verdient gemacht habe; aber diese Angabe beruht auf einer Verwechslung mit dem gleichnamigen Verfasser eines Buches ad Lausum. Doch wird auch dieser (Cotel. mon. eccl. gr. I. 167) mit dem Titel »heilig« aufgeführt. Der hl. Einsiedler starb gegen Ende des 4. Jahrh. am 29. Jan. im Frieden. (II. 841 u. 842.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 659-660.
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