Augenpflege

[331] Augenpflege, Augendiätetik, ein Theil der allgemeinen Augenheilkunde, lehrt uns das Verhalten, das wir zu beobachten haben, wenn wir das Auge gesund erhalten und vor Schädlichkeiten bewahren wollen. So wichtig und von so allgemeinem Interesse auch diese Lehre ist, so findet sie doch, freilich nicht ohne Strafe, so wenig Beachtung im Leben. Die Pflege des Auges beginnt beim Neugeborenen, und es ist von Wichtigkeit. alles starke Licht von den zarten, noch lichtungewohnten Augen sorgfältig abzuhalten; Fehler hierin ziehen oft schlimme und bleibende Folgen, oft Blindheit nach sich. Jeden Morgen sollen die Augen des Kindes mit Wasser ausgewaschen werden, wie überhaupt Reinlichkeit im Allgemeinen auch der Gesundheit des Auges sehr förderlich ist. [331] Für Erwachsene, die viel lesen, schreiben, deren Arbeit überhaupt die Augen anstrengt, gilt im Allgemeinen die Regel, daß Arbeit in den Morgenstunden die Augen weniger angreift als Nachmittags, am meisten aber Arbeiten Nachts bei Licht. In dem Arbeitszimmer soll starkes Einfallen des Lichts von mehreren Seiten möglichst verhütet oder durch Vorhänge, besonders grüne, gedämpft werden; Einfallen des Lichts von der linken Seite des Arbeitenden ist am besten. Dem Gesichte gegenüber stehende helle, besonders von der Sonne beleuchtete Mauren, Häuser schaden sehr wegen der steten Blendung durch die starke Helle. Man soll überhaupt die zum deutlichen Sehen hinreichende Helle haben, zu starke Helle überreizt das Auge, zu schwache strengt es zu stark an, am schädlichsten ist Anstrengung der Augen in der Dämmerung. Man gönne auch den Augen zwischenhinein Pausen der Ruhe und Erholung. Zum Arbeiten in der Nacht gewähren die passendste Beleuchtung die neuern Lampen mit Milchglas, weniger passend sind Wachskerzen, am unpassendsten unsere Talglichter, wegen des Flackerns der Flamme und des beim Putzen so oft nöthig werdenden Sehens in das Licht. Für diejenigen, welche sich der Brillen bedienen müssen, ist es von besonderer Wichtigkeit, sich eine ihrer Sehkraft genau anpassende zu wählen, passende Gläser erleichtern das Sehen und stärken das Auge, unpassende wirken verderblich, indem das Auge sich neuerdings anstrengen muß, den Fehler des Glases auszugleichen. Bei Auswahl der Brillen halte man sich an einen Augenarzt oder einen guten Optiker. Auch soll der Fernsichtige die Brille nur beim Schauen naher Gegenstände brauchen, so beim Lesen, Schreiben, nicht aber beim Schauen in die Ferne, umgekehrt beim Kurzsichtigen.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 331-332.
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