Berkeley

[495] Berkeley (Berrkli), George, geb. 1684 zu Kilkrin in Irland, 1721 Hofprediger des Statthalters, wurde 1733 Bischof zu Cloyne und st. 1753 zu Oxford. Bekämpfte in den platonisirenden »three dialogues between Hylas and Philonous« 1712 und im »Alciphron or the minut philosopher« die Freigeister und lebte der Zeile Popeʼs: »to Berkeley every virtue under heaven« (B. hat jede Tugend unter dem Himmel) würdig. Philosophisch ist er der Gegensatz zu Locke und der neuere Vater des subjectiven Idealismus. Schon 1704 zeigte sich [495] seine Richtung in der »Theorie des Sehens«, worin er die Täuschungen des Gesichts zu sehr ausdehnt und alle Lichtwahrnehmungen für subjectiv nimmt, wogegen die Erfahrung spricht (Daguerrotyp). Nach ihm existiren alle Dinge nur in unserer Vorstellung, ihr Sein ist bloßes Aufgefaßt-werden, was wir haben und wahrnehmen sind nur unsere Empfindungen selbst. Die Welt besteht nur scheinbar, denn es existiren nur Geister (denkende Wesen), welche ihre sinnlichen Empfindungen und Ideen von Gott erhalten. Die Ideen sind in Gott Urbilder, in uns Abbilder. – Daß völlige Läugnung der Materie nicht der Weg sei, dem Materialismus u. Atheismus zu entgehen, ist klar, abgesehen, daß B. den Einwand, er mache Gott zum Urheber alles Bösen, nicht beseitigte.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 495-496.
Lizenz:
Faksimiles:
495 | 496
Kategorien: