Communismus

[175] Communismus, die Partei, welche das Glück und die Gleichheit der Menschen durch allgemeine Gütergemeinschaft und gemeinschaftliche Arbeit einführen möchte. Sie ist nicht neu, sondern in ihrem Wesen uralt, ist auch von religiösen Genossenschaften in beschränktem Umfange ausgeführt worden. Zur Zeit der Reformation machten die Wiedertäufer ihren bekannten Versuch in Münster; auch in den politischen Unruhen Englands von 1648 an wurde der C. in religiöser Färbung von einer Partei angestrebt, aber durch Cromwell vernichtet. In den Stürmen der ersten franz. Revolution wurde er erst von den Trümmern der Jakobinerpartei (Baboeuf) heraufbeschworen, aber im Blute seiner Propheten erstickt. In neuerer Zeit gaben ihm St. Simon u. Fourier [175] einen nationalökonomischen Anstrich, ohne daß sie bei dem Proletariate irgend einen Anklang fanden; auch Louis Blanc und Proudhon haben durch ihre Schriften so wenig gewirkt als der deutsche Schneider Weitling, weil der C. als etwas unvernünftiges, der menschlichen Natur und der Weltordnung widersprechendes eine vernünftige Erörterung nicht erträgt, sondern an ihr zu Grunde geht. Hingegen der practische C., d.h. der Versuch, die Gütergemeinschaft durch gewaltsame Theilung herzustellen, der Raub im Großen, leuchtet verdorbenen od. verzweifelten Menschen um so schneller ein und nur in so fern ist der C. gefährlich. Seine Gefährlichkeit ist demnach gleichbedeutend mit dem Vorhandensein und Anwachsen einer armen, rohen, sittlich verdorbenen und genußsüchtigen Volksmasse; die Gegenmittel sind also christliche Erziehung, Beförderung des nationalen Wohlstandes, das Beispiel der Sparsamkeit von oben herab, die Behandlung des Armen im christlichen Geiste.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 175-176.
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