Elegie

[533] Elegie, griech., ein lyrisches Gedicht, über dessen Ursprung schon die Alten verschieden dachten und dessen Namen auf Klage hindeutet. Es entwickelte sich aus dem Epos, indem man dem erhabenen Hexameter den mildernden Pentameter (vergl. Distichon) beifügte und unterschied sich durch seinen Inhalt vom Lehrgedichte. Die ältesten E.n hatten das Vaterland und den Kampf für dasselbe zum Gegenstande: Kallinus, Tyrtäus, Solon; je mehr die persönlichen Interessen vorwogen, desto ausschließlicher machte sich die erotische E. geltend und unter den Ptolemäern ist die E. nur Ausdruck von Liebessehnsucht u. Liebesklage. Der alexandrin. Canon nennt als Dichter von E.n: Kallinus, Mimnermus, Philetas und Kallimach, denen Euenos und Kritias, Sokrates Schüler, als Dichter gnomischer E.en u. Simonides als Vater der Trauer-E. beizufügen sind. Mit mehr Eifer und Glück als die Ode ahmten die Römer die E. nach, zuerst Catull, dann Tibull, welcher dem modernen Weltschmerz näher als jeder andere steht. Properz u. Ovid sind durch ihre erotischen E.n und épistolae heroides weltbekannt, der letzte E.ndichter, Maximianus Gallus (wahrscheinlich Zeitgenosse Theodorichs), hinterließ abgeschmacktes Zeug. Die moderne E. hat mit der alten fast nur gemein, daß sie gerne klagt u. weint. Als E.ndichter rühmen die Italiener den Ariosto und Alamanni, die Engländer den Hammond, Shenstone, Gray, Mason, Beattie, die Deutschen, bei denen Göthe der antiken E. nach Form und Inhalt am nächsten kam, die weichen, wehmüthigen Gesänge von Hölty, Mathisson, Salis u.a. Nach Schillers Vorgang dichtete W. A. Schlegel auch eine didaktische E.: »Rom« und neuestens hat F. Rückert auch als Elegiker Meisterhaftes geleistet. – Elegisch, klagend, besonders wehmüthig und zärtlich klagend.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 533.
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