Elisabeth [2]

[541] Elisabeth, die Heilige, Landgräfin von Thüringen u. Hessen, die Stammutter des fürstl. hess. Hauses, war die 1207 zu Presburg geb. Tochter des Königs Andreas II. von Ungarn. Erst 4s. kam sie auf die Wartburg, wurde mit dem 11 j. Sohne des Landgrafen Hermann, Ludwig, verlobt und die Ehe trotz den Ränken der Schwiegermutter 1221 vollzogen. Von ihrer überaus großen Wohlthätigkeit und Frömmigkeit erzählen viele Stiftungen, Thatsachen und Legenden. Als sie im Hungerjahr 1225 in Ludwigs Abwesenheit 64000 Goldgulden austheilte, klagten die Hofbeamten, aber Ludwig meinte: »Almosen werden uns nicht zu Grunde richten!« Der Papst zeichnete sie aus, mit Franz von Assisi stand sie im Briefwechsel. Nachdem sie Ludwigen einen Sohn und drei Töchter geboren, st. er 1227 zu Otranto auf einem Zuge ins gelobte Land. Sein Bruder, Heinrich Raspe, riß die Regierung an sich und ließ sich bereden, E.en mit ihren Kindern im Winter von der Wartburg zu treiben und den Eisenachern zu verbieten, ihr irgendwie zu helfen. Sie fand im Kloster Kitzingen, alsdann auf dem Schlosse Bottein Zuflucht durch ihre Verwandten, bis Ludwigs zurückkehrende Gefährten bewirkten, daß Heinrich Raspe sie wieder feierlich in die Wartburg einziehen ließ. Nachdem sie Marburg als Wittwensitz und 500 Mark Silber als jährl. Leibgeding erhalten, wurde sie Franziskanerin, gründete einen Spital und führte unter der Leitung Konrads von Marburg ein sehr strenges ascetisches Leben, bis sie schon 1231 starb, ohne die Einladung des Vaters nach Ungarn angenommen zu haben. Bereits 1235 wurde sie canonisirt, Landgraf Konrad, ihr früherer Verfolger, begann über ihrem Grabe einen herrlichen Dom zu bauen, worin ihre Gebeine ruhten, bis einer ihrer Nachkommen, der [541] bekannte Landgraf Philipp, dieselben 1539 unter einem gewöhnlichen Stein verscharren ließ. Seit Dietrich v. Apolda wurde das Leben der hl. E. oft beschrieben, neuestens vom Grafen Montalembert, dessen Schrift I. Ph. Städtler 1837 ins Deutsche übersetzte.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 541-542.
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