Figur

[704] Figur, lat. figura, Gestalt; in der Geometrie eine von Linien umschlossene Fläche oder ein von Flächen umschlossener Körper; in der Tanzkunst der von den Tanzenden zurückgelegte Weg; in der Musik die künstliche u. schnelle Aufeinanderfolge von mehren Tönen, an deren Stelle in der einfachen Composition nur ein Ton steht, in gewisser Weise dem Choral entgegengesetzt (s. F.algesang); in der Sprache, den redenden Künsten, entweder der Gebrauch von Worten u. Satzverbindungen in einer von dem gewöhnl. Gebrauche abweichenden Weise, z.B. durch Wiederholung oder Auslassung, ungewöhnl. Wortstellung, die Behauptung in Form einer Frage etc., od. durch Anwendung eines Bildes für einen Begriff (s. Tropen; über die einzelnen F.en. s. Antithese, Apostrophe, Ellipse, Enallage, Hyperbel, Metapher, Metonomie etc.); (Ernestis »Lexicon technologicum graecae et latinae rhetoricae«, Leipzig 1795–97; die Bezeichnung [704] »rhetorische F.« ist übrigens zu eng, indem sowohl die gewöhnl. Sprache als die Poesie F.en gebraucht); logische F., die verschiedenen Formen, die ein Schluß annehmen kann. Figürlich, bildlich; F.ation, die Anwendung von F.en; figuriren, gestalten; darstellen; eine Rolle spielen; F.ine, Nebenbildchen; figurirt, verziert; geblümt.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 704-705.
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