Haynau

[243] Haynau, Julius Jakob, Freiherr v., Sohn des Kurfürsten Wilhelm I. von Hessen und der Frau von Lindenthal, geb. 14. Octbr. 1786 zu Kassel, trat 1801 in österr. Kriegsdienste, zeigte sich immer als schwer zu behandelnden Charakter, aber zugleich als tüchtigen Soldaten, wurde 1844 Feldmarschallieutenant und kam 1848 zu der Armee in Italien. Als Commandant von Verona beobachtete er den Gang der Schlacht am 24. Juli und entsandte auf eigene Faust aber ganz zur rechten Zeit eine Brigade, welche am 25. die Schlacht bei Custozza entschied. Hierauf zwang er Peschiera zur Uebergabe, commandirte das Blokadecorps vor Venedig u. züchtigte gelegentlich Ferrara. Im Frühjahr 1849 empörte sich nach Karl Alberts Kriegserklärung Brescia, nahm einige 1000 Revolutionäre aus dem Gebirge auf u. wies die Aufforderung zur Uebergabe zurück; H. erstürmte mit einer schwachen Brigade am 31. März und 1. April die Stadt, die dabei hart mitgenommen wurde, wie es nicht anders sein konnte. Im Mai des folgenden Jahres übernahm er als Feldzeugmeister das Obercommando der kaiserl. Armee in Ungarn, schlug Görgei in der Umgegend von Komorn und während dieser durch einen Flankenmarsch das Cipolathal hinauf der russ. Armee den Weg an die Theiß abgewann, rückte H. über Ofen, Kecskemet, Felegyhazu und Szegedin in raschen Märschen bis Temeswar vor, wo er am 9. Aug. Dembinski u. Bem besiegte u. dadurch den Krieg entschied. Die Hinrichtung der gefangenen Revolutionsgenerale war nicht seine persönliche Anordnung, sondern erfolgte als Vollzug kriegsrechtlichen Ausspruchs u. mußte um so eher geschehen, als die Revolutionsgerichte schonungslos gegen kaiserl. Generale verfahren waren. Im J. 1850 wurde er wegen Widerstrebens gegen die Anordnungen des Ministeriums pensionirt, durchreiste hierauf einen Theil Europas u. wurde bekanntlich von Perkins Brauknechten in London mißhandelt, ohne daß die engl. Regierung ihm Genugthuung verschaffte; er st. 14. März 1853 zu Wien am Schlagflusse, sein Waffengefährte Schönhals setzte ihm ein biograph. Denkmal.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 243.
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