Hebammen

[244] Hebammen, Wehemütter, gab es schon, wie es in der Natur der Sache liegt, bei den ältesten civilisirten Völkern. Die älteste Nachricht findet sich im I. Buch Moses 35. und 38. Kap. und II. Buch 1. Kap. In gleicher Weise hatten die Griechen und Römer H. Das älteste H. buch ist von Moschion 117 n. Chr. Das 1. deutsche H. buch ist: des Eucharius Röslin, Arzt zu Worms, »Der schwangeren Frawen und H. Rosengarten«, Köln 1513. Dennoch war die Ausbildung bisher überall den Einzelnen selbst überlassen und ihre Unterweisung höchst nothdürftig wie auch ihre Stellung keine öffentliche war. Im 17. Jahrh. waren die berühmtesten H. die der Gemahlin Heinrichs IV.: Louise Bourgeois, in Deutschland die »Siegmundin«, geb. Dietrich, brandenburg. Hofwehmutter. Die erste männl. H. »Accoucheur« war Julius Clement aus Arles, von Ludwig XIV. zur Niederkunft der la Valière berufen. Im 18. Jahrh. entstanden endlich nach und nach überall H. schulen, zuerst am Hôtel Dieu in Paris, dann in London, Berlin, Wien, Kopenhagen, Florenz etc. Die berühmteste H. im 19. Jahrh. waren Mad. Boivin u. La Chapelle an der Maternité zu Paris und der bedeutendste Schriftsteller über H.kunst der verstorbene Franz Joseph Nägele, Prof. in Heidelberg. Vgl. Geburtshilfe.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 244.
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