Helvetius

[272] Helvetius (Helwesiüh), Claude Adrien, der bekannte »Philosoph« des 18. Jahrh., wurde geb. 1715 zu Paris, 1738 Generalpächter, dann Hofmann und Schriftsteller, veröffentlichte 1758 sein Hauptwerk De lʼesprit, ärntete neben geringfügigen Unbilden den übergroßen Beifall der vornehmen Welt, auch den Friedrichs II., welchen er besuchte, st. 1771 und hinterließ den Ruf eines von Natur gutmüthigen u. menschenfreundlichen Mannes. Bei seinen philosophischen Betrachtungen, mit denen er sich die Langweile des Landlebens versüßte, ging er von Locke aus und zog in dem stylistisch gut geschriebenen Werke De lʼesprit die praktischen Consequenzen des Sensualismus – ein Verfahren, welches bei etwaiger Anwendung auf alle philosoph. Spinnengewebe die praktische Unbrauchbarkeit u. sittliche Verwerflichkeit der meisten überzeugend bestätigte. Laut H. ist nicht nur unser Wissen, sondern auch unser Wollen lediglich durch die sinnl. Empfindung bestimmt, die sinnl. Luft das Princip der Moral, die Forderung, das Gute aus andern und höhern als selbstischen Rücksichten zu vollbringen, baarer Unsinn. Gesammelte Werke Paris 1818, 3 B. Nach H. Tod blieb das Haus seiner Gattin, einer 1719 geb. und erst 1800 gest. de Lingville, noch lange ein Sammelort der »schönen« u. »starken« Geister jener Zeit.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 272.
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