Huet

[360] Huet (Hüä), Huetius, Pierre Dan., Bischof von Avranches in der Normandie, einer der gelehrtesten Männer aus dem Zeitalter Ludwigs XIV., auch trefflicher lat. Dichter, wurde geb. 1630 zu Caën aus einer reichen Convertitenfamilie, bei den Jesuiten erzogen, lebte ganz der Wissenschaft u. gründete 1662 in seiner Vaterstadt eine Gesellschaft für Naturforschung. Aber 1670 wurde er nach Paris berufen, um mit Bossuet die Erziehung des Dauphin zu leiten, erhielt 1676 die Priesterweihe, 1678 die Abtei dʼAunay bei Caën und 1685 das Bisthum Soissons, wohin er jedoch nicht abging. Dagegen ließ er sich 1692 zum Bischof von Avranches weihen, that Außerordentliches für Hebung der Kirchenzucht, lebte von 1701 an im Profeßhause der Jesuiten zu Paris u. starb 1721. Hauptwerke: »Origenis Commentaria in Sacram Scripturam«, Rothomagi 1668, Paris. 1679 u. oft; »Demonstratio evangelica«, Paris. 1679, worin er mit staunenswerthem Wissen u. Scharfsinn mathematisch beweisen wollte, die Heiden hätten all ihre Wahrheiten aus dem alten Testament geschöpft; »Censura philosophiae Cartesianae«, Paris. 1689, eine scharfe Kritik der cartesianischen Philosophie, welche viele Streitigkeiten und den H. zu weiteren Angriffen gegen das cartesianische Princip des Zweifels veranlaßte; sein vorletztes Werk war die erste Schrift über Handel und Schiffahrt der Alten (1716), sein letztes: Huetii Commentarius de rebus ad eum pertinentibus libri VI, Hagae 1718, 12., zu den interessantesten Memoiren jener Zeit gehörend. Seine Gedichte kamen heraus Utrecht 1664, berichtigt und vermehrt Paris 1704; auch an den Ausgaben in usum Delphini hat H. regen Antheil genommen.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 360.
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