Malesherbes

[82] Malesherbes (Malserb), Chrétien Guillaume de Lamoignon de, der muthige Vertheidiger Ludwigs XVI. vor den Schranken der Schreckensmänner, geb. 1721 zu Paris, studierte bei den Jesuiten, wurde 1744 Parlamentsrath, 1750 Präsident des Obersteuergerichtes und Oberaufseher des Bücherwesens. Bewährte sich in allen Stellungen als gerechtigkeitsliebender Ehrenmann, trat [82] Mißbräuchen der königl. Gewalt freimüthig entgegen, wurde deßhalb 1771 abgesetzt u. aus Paris verbannt, 1774 aber von Ludwig XVI. sofort zurückgerufen, 1775 Minister des königl. Hauses und des Innern, trat schon 1776 zurück, weil Maurepas und die Höflinge alle durchgreifenden Reformen verhinderten und wurde 1787 abermals Minister für kurze Zeit. Nach dem Siege der Revolution vertheidigte er mit Deséze und Tronchet den König vor dem Konvent und wurde vom Konvent erwählt, seinem Clienten das Todesurtheil anzukündigen. M. protestirte gegen das Todesurtheil an das Volk und zog sich wiederum auf sein Landgut zurück, wurde Ende 1793 aber verhaftet und am 22. April 1794 guillotiniert. Hinterließ politische Denkschriften, Schriften über Landbau und Botanik. Vergl. die gekrönte Lobschrift auf M. von Bazin (Par. 1831), die Lobrede von Dupin.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 82-83.
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