Marseille

[111] Marseille (Marsälje), die 3. Stadt Frankreichs, dessen erste Handelsstadt, Hauptstadt des Depart. der Rhonemündungen, auf einer von reich bepflanzten, mit Landhäusern geschmückten Anhöhen umgebenen Ebene am mittelländ. Meere gelegen. M. hat einen großen, durchaus sichern, für schwere Kriegsschiffe jedoch zu seichten Hafen, der durch 2 Seitenforts u. ein Inselfort vertheidigt wird. Der Handel M.s geht nach allen Weltrichtungen, besonders aber in die Levante; die Ausfuhr allein beträgt weit über 100 Mill. Frcs. Auch die Industrie ist von Bedeutung, besonders in Seife, Zucker, Apothekerwaaren, Liqueuren, tunesischen Mützen, Kattun u.s.w.; der Sardellen- u. Thunfischfang beschäftigt einige tausend Leute. M. ist durch eine Eisenbahn mit Paris verbunden u. ein Hauptplatz für die Dampfschiffahrt auf dem mittelländ. Meere. – M., bei den Römern Massilia, bei den Griechen Massalia, war eine um 546 v. Chr. von den kleinasiat. Phokäern gegründete griech. Colonie, eine reiche Handelsstadt, auch durch Bildung ausgezeichnet, und behauptete ihre Freiheit bis auf Cäsar. Im Mittelalter behielt sie ihre eigene Verfassung und verlor erst 1660 unter Ludwig XIV. alle ihre Freiheiten.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 111.
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