Mechanik

[133] Mechanik, ein Haupttheil der angewandten Mathematik, ist die Wissenschaft von den Gesetzen, nach denen bewegende Kräfte auf die Körper wirken. Sie zerfällt zunächst in 2 Haupttheile, die Statik und Dynamik. Die Statik lehrt die Gesetze, nach denen mehre auf einen Körper wirkende Kräfte sich im Gleichgewichte halten; die Dynamik die Gesetze, nach denen die Bewegung eines Körpers erfolgt, auf welchen mehre sich nicht im Gleichgewicht haltende Kräfte wirken. Eine andere Eintheilung beruht auf der verschiedenen Beschaffenheit der Körper, mit denen es die M. zu thun hat, und sie zerfällt hienach in: M. im engern Sinn, die sich mit festen Körpern, in Hydrostatik und Hydrodynamik oder Hydraulik, die sich mit tropfbarflüssigen, und in Aërostatik und Aërodynamik od. Pneumatik, die sich mit gasförmigen Körpern beschäftigt. Die Anwendung der Lehren von allen diesen Zweigen der M. zu technischen Zwecken heißt die angewandte M. od. Technologie. Maschinenlehre. – Praktisch geübt wurde die M. schon in den frühesten Zeiten, die wissenschaftliche Bearbeitung derselben aber erfolgte erst später und als eigentlicher Schöpfer derselben ist Archimedes anzusehen, der bereits die Theorie von den Wirkungen des Hebels, der Schraube, des Flaschenzugs etc., und die Lehre vom Schwerpunkt entwickelte. Nach langem Stillstand fand diese Wissenschaft erst wieder eine Pflege gegen Ende des 16. Jahrh. durch Ubaldi, Benedetti, Tartaglia, Stevinus, Valerius etc.; Galilei begründete die Lehre vom Pendel und der Schwerkraft, welche Torricelli und Huyghens weiter ausbildeten. Sodann folgten Descartes, Borelli, Morsenne, Wren; zu besonders hoher Ausbildung aber gelangte die M. durch Newton, der sie auf die Bewegung der Weltkörper anwandte, sodann durch Leibnitz, Joh. und Daniel Bernoulli, Mariotte und Euler, in neuerer Zeit namentlich durch dʼAlembert, Lagrange, Laplace, Gauß etc.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 133.
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