Molinos

[218] Molinos, Michael von, der Urheber des sog. Quietismus, geb. 1640 zu Patacina in Aragonien, lebte als hochangesehener Theologe zu Rom. fand 1675 mit seinem Guida spirituale (geistlicher Führer, latein. von A. H. Franke 1687, deutsch von G. Arnold. Frankf. 1699) außerordentlichen Beifall, so daß trotz dem dadurch u. durch M.s großen Briefwechsel hervorgerufenen pietistischen Conventikelunwesen das mystische Andachtsbuch erst 33 Jahre später mit Erfolg angegriffen wurde. Die Inquisition machte dem Verfasser den Prozeß, dieser schwor 1687 seine Irrthümer ab u. st. 1696 zu Rom in Hast bei den Dominikanern. Dazu daß bereits Innocenz XI. 68 Sätze des M. verdammte, hatte Ludwigs XIV. Beichtvater, Lachaise, vieles gethan. Den Namen Quietismus bekam die Gefühlsschwärmerei des M., weil er hauptsächlich behauptete: der Mensch gelange nur zur Vollkommenheit, wenn sein Gemüth völlig ruhig, ohne alle Empfindung und Bewegung sei; der Gipfel der Vollkommenheit liege in dem Zustande, in welchem der Mensch ohne alles Denken sich Gott hingebe, denn die Seele müsse sich selbst vernichten, um zu ihrem Anfang u. Ursprung zurückzukehren, wo sie alsdann verändert und vergöttlicht werde.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 218.
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