Moreau

[241] Moreau (Moroh), Jean Victor, geb. 1761 zu Morlaix, Sohn eines Advocaten, studierte die Rechte, commandirte beim Ausbruche der Revolution eine Artilleriecompagnie der Nationalgarde zu Rennes, wurde von dem Freiwilligenbataillon, das zum Heere abging, als Anführer gewählt, stieß zu Dumouriez Armee u. war 1794 bereits Divisionsgeneral. Ein selbständiges Commando erhielt er 1796, wo er über den Rhein ging und bis gegen München vordrang. Die Siege des Erzherzogs Karl über Jourdan nöthigten ihn zum Rückzuge, den er in meisterhafter Weise ausführte. Er wurde bald vom Commando abberufen, weil er die Correspondenz seines ehemaligen Oberbefehlshabers Pichegru mit den Oesterreichern aufgefangen aber unterdrückt hatte. Erst 1799 erhielt er in Italien ein Commando, als die frz. Heere dort geschlagen waren; er sammelte die Trümmer, Macdonalds Ungehorsam aber führte die Niederlage an der Trebia herbei und M. konnte nur einen Vertheidigungskrieg führen. Das Directorium gab das Obercommando dem jungen Joubert; als dieser schon beim Anfang der Schlacht bei Novi blieb, führte M. das geschlagene Heer zurück, legte aber erzürnt das Commando nieder. M. unterstützte Bonaparten am 18. Brumaire und erhielt 1800 den Oberbefehl über die Rheinarmee; er gewann die Schlachten bei Engen, Mößkirch, Biberach, Höchstädt, endlich die bei Hohenlinden, welche zum Frieden von Luneville [241] führte. M. war Republikaner, daher mit Bonapartes Vorgehen zur Herrschaft sehr unzufrieden; als schwacher Charakter und unfähiger Politiker beschränkte er sich jedoch auf unwillige Aeußerungen u. dgl., sah bei der Verschwörung von 1804 Pichegru bei sich, ohne Anzeige zu machen. Bonaparte benutzte die Gelegenheit, M. der Verbindung mit den Bourbons anklagen zu lassen, entzog ihn dem Geschwornengerichte u. als selbst das Militärgericht nur auf 2 jährige Hast erkannte, verbannte er ihn aus Frankreich. M. lebte bis 1813 in Nordamerika u. folgte dann einem Rufe des Kaisers Alexander nach Europa; er begleitete denselben in russ. Uniform, unterhandelte mit den Bourbons, verlor aber am 27. August 1813 bei Dresden beide Beine durch eine Kanonenkugel u. st. am 2. Sept. zu Laun in Böhmen; sein Leichnam ruht in Petersburg.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 241-242.
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