Nicaragua

[333] Nicaragua, Republik in Centralamerika, von Honduras, der Mosquitoküste, dem karaibischen Meere, Costa Rica u. dem stillen Ocean begränzt, 1100 QM. groß, mit 260000 E., größtentheils Mischlingen und Indianern. Das Land wird von den Cordilleras durchzogen u. hat mehre thätige Vulcane; im Südwesten ist das Tiefland der großen Seen Managua und N., deren Abfluß, der St. Juan, durch eine Spalte der Cordilleras sich in das karaibische Meer ergießt. Der Plan, den St. Juan bis zu dem N.see schiffbar zu machen und von dem See einen Kanal durch die niederen Berge der Westküste in den stillen Ocean zu führen, scheint vorläufig aufgegeben, jedoch führt durch N. ein vielfach benutzter Verbindungsweg zwischen dem atlant. u. stillen Oceane. u. der schwache Staat ist deßwegen ein Gegenstand der Eifersucht zwischen Engländern und Nordamerikanern. Das Klima ist gesund, der Boden sehr fruchtbar an den Erzeugnissen der tropischen, in höheren Lagen auch der gemäßigten Zone; das Gewerbsleben ist noch wenig entwickelt, der Handel in den Händen der Ausländer. Die Verfassung wurde der nordamerik. nachgeahmt, der Staat in die 5 Depart.: Leon, Managua, Granada, N. u. Segovia eingetheilt. Hauptstadt der Republik u. Bischofssitz ist Leon mit 30000 E. Andere Städte sind: N. u. Managua an den gleichnamigen Seen, Masaya, Granada, Realejo am stillen Ocean, St. Juan oder Greytown am Ausflusse des St. Juan. das 1855 von einem nordamerik. Kriegsschiffe in Brand geschossen wurde, wohl nur deßwegen, weil es eine engl. Schutzstadt zu werden schien. – Die Geschichte N.s ist die aller span. Colonien; die Unruhen haben sich neuester Zeit etwas gelegt, dagegen richtete ein Erdbeben 1855 ungeheuren Schaden an. Vgl. Centralamerika.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 333.
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