Indianer

[405] Indianer, gewöhnlich gebrauchter Name für die Ureinwohner Amerikas, die braunrothe Menschenrace; charakteristische Merkmale derselben sind: kupferbraune Farbe, schlichtes, schwarzes Haar, breites Gesicht, hinten eingedrückte Stirne; der Körperbau ist nicht besonders muskulös, dagegen bei stumpferem Gefühl für Ertragung von Beschwerden und Schmerzen sehr geeignet, die andern Sinne sind sehr scharf. Die I. sind wahrscheinlich indochines. Abkunft, doch ist diese Frage noch nicht entschieden (wie der gegenwärtig obschwebende Streit zwischen Rud. Wagner und K. Vogt beweist). Daß eine ältere untergegangene Cultur vorhanden war, ist durch Trümmer von Städten, Tempeln, Festungswerken etc. erwiesen. Zur Zeit der Entdeckung Amerikas durch die Europäer hatten die Mexikaner u. Peruaner jenen Grad der Cultur erreicht, der dem der alten Aegypter nahe kam. Die Zahl aller, von den Gestaden des nördl. Eismeers bis zum Feuerland, lebenden I. wird auf 10–15 Mill. berechnet; sie theilen sich in unzählige oft sehr kleine Stämme und Horden mit wenigstens 600 gänzlich verschiedenen, durchgehends sehr unausgebildeten Sprachen. Classificiren lassen sich Horden u. Sprachen einstweilen nicht, weil sie bisher zu wenig erforscht wurden. Der geringere Theil der I. lebt noch im Urzustande, besonders in den Wildnissen des trop. Südamerikas als Jäger und Fischer, in mörderischer Stammesfeindschaft. Die meisten Stämme haben durch den Verkehr mit den Europäern ihre Lebensweise vielfach geändert, z.B. Bewaffnung, Kleidung, Sitten; sie finden in der Berührung mit der angelsächs. Race durch Gewalt oder langsamen Druck ihren Untergang, wie dies nicht mehr bestritten werden kann. Dagegen haben die Spanier in ihren weiten Colonien die I. an sich gezogen, zum Christenthume bekehrt, ihnen ihren Grundbesitz gelassen, daher findet sich die Hauptmasse der I. in dem ehemals span. Amerika als die schlagendste Widerlegung der Anklagen, welche im vorigen [405] Jahrh. von den sog. Philosophen und hierauf von Methodisten, Pietisten etc. gegen die span. Regierung u. die Missionsthätigkeit der Ordensgeistlichen erhoben wurden.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 405-406.
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