Occam

[373] Occam, Ocham, Wilhelm von, berühmter Scholastiker, geb. in der engl. Grafschaft Surrey, Schüler des Duns Scotus, gest. zwischen 1343–50 zu München. Man nannte ihn als den Begründer der Schule der nominalistischen O. isten den inceptor venerabilis (verehrungswürdigen Anfänger), jedoch mit großem Unrecht, insofern er durch seine sensualistische Erkenntnißtheorie nicht nur den Allgemeinbegriffen, sondern der mittelalterlichen Scholastik überhaupt einen tödtlichen Stoß versetzte. Als Politiker stand O. entschieden auf der Seite des Staates gegen die Kirche, so im Streite Bonifacius VIII. mit Philipp dem Schönen, Ludwigs des Bayers mit Johann XXII.; nicht minder stellte er sich gegen den Papst auf die Seite der Franciskaner-Spiritualen, die behaupteten, Christus u. die Apostel hätten weder einzeln noch in Gemeinschaft Eigenthum besessen. Hauptwerke: ein Dialogus und opus nonaginta dierum, beide kirchenpolitischen Inhaltes u. beide im Index; Summa totius logicae (Par. 1488. Oxf. 1675) u.a.m.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 373.
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