Seidenraupe

[176] Seidenraupe u. Seidenzucht. Die S. ist die Raupe eines ursprünglich in China und Indien einheimischen Nachtfalters, des Seidenspinners (Bombyx mori). Er ist schmutzig weiß mit bräunlichen Adern und einem halbmondförmigen Fleck auf den Vorderflügeln, 13/4'' breit, 3/4'' lang. Die Raupe ist unansehnlich, nackt, weiß glänzend und mit einem Horne auf dem letzten Ring, an der Unterlippe mit einem Spinnorgan. Die Raupen leben von den Blättern des weißen oder schwarzen Maulbeerbaums und die Möglichkeit ihrer Zucht hängt hauptsächlich vom Fortkommen desselben im Freien ab. Sie erfordern nach dem Klima ihres Vaterlandes eine warme und trockene Luft, weßhalb sich die natürlichen Bedingungen ihres Gedeihens nur in warmen Ländern finden (Spanien, Südfrankreich, Italien, Orient). Wo die gehörige Wärme der Luft fehlt, muß sie künstlich in geschlossenen Räumen erzeugt werden; deßhalb hat die Seidenzucht in Deutschland viele Schwierigkeiten. Das Männchen des Schmetterlings stirbt bald nach der Begattung; das Weibchen legt 200–300 Eier, welche man bis zum Beginn der Zucht an einem kühlen Orte aufbewahrt. Diese beginnt, sobald der Maulbeerbaum Blätter treibt. Es werden nun die Eier einer Temperatur von 14–16°R. ausgesetzt; etwa nach 14 Tagen kriechen dann die Raupen aus, ziehen sogleich auf die schon bereit liegenden Blätter und werden mit diesen auf Hürden getragen, auf denen zur Einspinnung Bündel von Reisig befestigt sind. Das Leben der Raupe dauert 6–7 Wochen, mit 5 Perioden, darunter 4 Häutungen. Kurz vor jeder Häutung hört sie auf zu fressen; am gefräßigsten ist sie in der letzten Periode. Am Ende dieser kriechen sie auf die Reisbündel und spinnen sich daselbst ein.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 176.
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