Topik

[497] Topik, griech.-deutsch (wörtlich: Oerter- oder Beweislehre), die Anweisung alles aufzufinden, was sich über eine Sache sagen läßt, somit die Kunst, einen Leitfaden oder ein Schema der allgemeinen Gesichtspunkte, Sätze u. Beweisgründe, nach welchen die wissenschaftliche Erörterung eines Gegenstandes stattfinden kann und welche man sich gleichsam an verschiedene Orte vertheilt denkt, aufzustellen. Die T. des Aristoteles in 8 Büchern gehört zu seinen logischen Schriften und enthält die Lehre von den dialektischen d.h. auf das Bestreitbare und Wahrscheinliche gerichteten Schlüssen oder Beweisen; nach seinen Grundsätzen bearbeitete Cicero in seiner Topica ad C. Trebatium die Lehre von den Beweisen u. gerichtlichen Gründen, das Mittelalter hatte als T. seine aristotelisch-scholastische Kategorientafel. Der Sache nach findet man T.en in allen Lehrbüchern der Rhetorik, ohne Anwendung der T. wäre keine Chrie (s. d.), überhaupt kein geordneter Vortrag und keine systematische Behandlung irgend einer Wissenschaft möglich. Die T. soll dem Philosophen und Redner sein Geschäft erleichtern und thut dies auch, pedantisches Festhalten an einem einmal angenommenen Schema aber schadet der geistigen Entwicklung. Kant ließ den Logikern u. Rhetorikern ihre T., redete aber noch von einer transscendentalen T., welche sich mit der Erforschung des Ursprungs unserer Vorstellungen zu befassen habe. – Im engern Sinne versteht man unter T. die Topologie oder topische Theologie, nämlich die systematische Aufstellung der Hauptgrundsätze, nach welchen diejenigen biblischen Beweisstellen ausgewählt und behandelt werden sollen, aus denen sich der christliche Lehrbegriff ermitteln läßt. – Topische Methode, das Verfahren des Predigers, den Bibeltext kurz zu erklären u. aus demselben eine allgemeine Wahrheit auszuwählen oder abzuleiten, die alsdann das Thema der Predigt abgibt.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 497.
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