Tópik

[618] Tópik (griech.), bei den Alten die Lehre von der Auffindung des Gedankenmaterials für die rhetorische Behandlung irgend eines Gegenstandes; insbes. die systematische Zusammenstellung allgemeiner Gesichtspunkte (Topen, lat. loci communes), die bei Disputationen, Reden etc. als Richtschnur oder Leitfaden für die Auffindung und Wahl zweckmäßiger Beweisgründe dienen sollten. Die älteste Schrift über die T. sind die »Topika« des Aristoteles; auch Cicero hat sie in seinen Schriften »De inventione« und »Topica« behandelt. Im ganzen war sie ein ziemlich leerer und äußerlicher Schematismus. Im Mittelalter verlor sie sich in leere Spielereien, jetzt hat man sie fast ganz aufgegeben. In der Grammatik ist T. die Lehre von den Stellen, die den einzelnen Wörtern im Satz und den Sätzen in der Periode zukommen. Biblische T. oder Topologie ist die Theorie der Grundsätze, nach denen der Theolog bei der Wahl und Behandlung der biblischen Beweisstellen zu verfahren hat.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 618.
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