Wiederkäuer

[711] Wiederkäuer, lat. ruminantia, Ordnung der Säugethiere; dieselben haben nur im Unterkiefer Schneidezähne, im Oberkiefer findet sich an deren Stelle blos ein harter Wulst. Auch fehlen die Eckzähne (mit Ausnahme des Kamels); die Backenzähne mit doppelten halben Monden auf ihren Kronen. Die Zehen ohne Beweglichkeit u. mit 2 Hufen bekleidet, welche das Ansehen von einem in der Mitte gespaltenen Hufe haben (daher auch bisulca genannt). Bei einigen noch 2 kleine Afterklauen. Das hauptsächlich Charakteristische dieser Thiere aber bildet die Eigenthümlichkeit, daß sie ihr Futter (Vegetabilien) 2mal kauen, [711] worauf die Einrichtung ihres aus 4 Abtheilungen bestehenden Magens berechnet ist. Die erste u. größte Abtheilung heißt Pansen u. nimmt zuerst die grobgekauten Kräuter auf, die von da in die 2., sehr kleine Abtheilung, die Haube, gelangen, deren Wände zellig sind; daselbst erweicht und zu Ballen geformt werden die Speisen in kleinern Portionen wieder durch die Speiseröhre in das Maul geschafft, hier zum zweitenmal gekaut und gelangen sodann von da nochmals durch die Speiseröhre direct in den 3. Magen, das Buch oder Psalter, und von da endlich in den 4. oder eigentlichen Magen, den Labmagen, wo sie verdaut werden. Der Darmkanal bei allen W.n ist sehr lang. Hörner finden sich nur bei ihnen. Hieher gehören: Kamel, Lama, Bisamthier, Hirsche, Giraffe, Antilopen, Ziege, Schaf, Ochse.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 711-712.
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