Wrede

[747] Wrede, Karl Philipp, Fürst, bayer. Reichsrath und Feldmarschall, geb. 1767 zu Heidelberg, war Forstmeister als er 1793–98 als pfälz. Oberlandescommissär die österr. Heere begleiten mußte u. dabei die Hochachtung der Feldherren, namentlich des Erzherzogs Karl, gewann. 1799 organisirte er ein Bataillon pfälz. Freiwilliger und begann seine kriegerische Laufbahn als Oberst mit glänzendem Erfolge. 1800 wurde er Generalmajor, 1804 Generallieutenant, bestand 1805 Ende Nov. und Anfangs Decbr. hartnäckige Gefechte gegen den Erzherzog Ferdinand in Mähren und sicherte dadurch Napoleons I. Operationen bei Austerlitz; 1807 focht er in Polen, 1809 im österr. Feldzuge, wurde franz. Reichsgraf und mit Ellingen dotirt. Im russ. Feldzuge 1812 diente er unter St. Cyr an der Düna, veruneinigte sich mit dem franz. Marschall u. kehrte im Febr. 1813 nach Bayern zurück, wo er das neue Heer organisirte. Er schloß am 8. Octbr. den Vertrag zu Ried und führte eine bayer.-österr. Armee von 56000 Mann über Ansbach u. Würzburg nach Hanau, wo er vom 28–31. Octbr. gegen Napoleon I. die als Schlacht bei Hanau bekannten blutigen Kämpfe bestand. Kaum von einer schweren Wunde hergestellt, befehligte er 1814 in Frankreich das 5. Armeecorps u. hatte einen Hauptantheil an den Tagen von Brienne, Bar sur Aube u. Arcis sur Aube, wurde Feldmarschall und Fürst von Ellingen, 1818 lebenslänglicher Präsident der Kammer der Reichsräthe u. 1822 Generalinspector des Heeres; er st. 12. Dec. 1838. Man wirst W. als Feldherr namentlich seinen Marsch nach und seine Aufstellung bei Hanau vor; allein theils handelte er auf höheren Befehl, theils war er falsch berichtet; jedenfalls war er ein tapferer Soldat, ein kühner und entschlossener Feldherr; wären die deutschen Heere 1792–96 von solchen Feldherren wie W. befehligt worden, so würden die Franzosen sicherlich auf deutschem Boden nicht weit vorgerückt sein. Sein ältester Sohn, Karl Theodor, geb. 1797, Fürst u. erblicher Reichsrath, ist durch seine Opposition gegen das Ministerium Abel und sein Duell mit dem Freiherrn von Lerchenfeld bekannt.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 747.
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