Cinara sive Scolymus

[310] Cinara sive Scolymus.

Cinara, frantzösisch, Artichaud teutsch, Artschocke, ist ein Gewächse, dessen es zwey Hauptsorten giebet.

Die erste heisset

Cinara, Dod. Pit. Tournef.

Cinara hortensis foliis non aculeatis, C.B.

Cinara, seu Artischochi vulgatior, Eyst.

Carduus, sive Scolymus sativus, non spinosus, J.B.

Carduus hortensis, Ges. Hort.

Scolymus non Aculeatus, Ang. Tab.

Treibet aus ihrer Wurtzel Blätter zu einen und anderthalben Fuß lang, die sind gar breit, tieff eingeschnitten, von Farbe weißlicht grün, haben weder Stacheln noch Dornen. Zwischen diesen Blättern erhebet sich ein Stengel, etwa zwey Schuhe hoch, der ist voller harter Streiffen, wollicht und dick, inwendig voller Marck: giebet einen Hauffen Aeste, deren jeder auf seiner Spitze einen schupicht- und stachlichten Kopf träget, welcher die Artischocke ist, darauf eine grosse Blume stehet, die wie ein Busch aussieht. Dieselbige bestehet aus einer grossen Anzahl kleiner purpurfarbiger Blümlein, welche obenher ausgebreitet und in schmale Streiffen zertheilet sind. Wann die Blume vergangen, so kommen an ihrer Stelle länglichte Samen, ein jeder mit einer[310] kleinen Bürste oben auf. Die Wurtzel ist noch ziemlich lang und dick.

Die andere heist

Cinara hortensis aculeata, C.B. Pit. Tournef.

Cinaræ aliud genus, Dod. Gal.

Carduus altilis, Lugd.

Carduus, sive Scolymus sativus spinosus, J.B.

Scolymus, Trag. Fuch.

Carduus hortensis foliis spinosis, Gesn. Hort.

Diese ist von der ersten nur darinn unterschieden, daß ihre Blätter stachlicht sind, und daß die Schupen oder Blätter an den Köpfen ein gut Theil härter sind und viel mehr stechen.

Beyde Arten werden in den Gärten gezogen: doch ist die erste viel gemeiner und wird mehr in der Küche gebraucht. Sie führen viel Oel, Sal essentiale und fixum.

Die Artischocke stärcket das Hertz, eröffnet, treibet den Schweiß, giebt gute Nahrung, ersetzt die verlohrnen Kräfte, und reiniget das Geblüt.

Cinara ist, nach einiger Gedancken, der Name einer Jungfer, die laut der alten Fabeln in eine Artischocke verwandelt worden: oder kommt von Cinere, Asche, her, weil dieses Gewächse, dem Ansehen nach, in solchem Lande gerne stehet, darauf man Asche hat herum gestreuet, damit es möge desto fruchtbarer werden.

Scolymus kommt von σκολιὸς, asper, dieweil die Artischocke sticht, wer sie angreifft.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 310-311.
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