Meum sive Meu

Meum.
Meum.

[728] Meum sive Meu.

Meum, Matth. Ger.

Meum vulgatius, Park.

Meum foliis Anethi, C. B.

Anethum, sive Fœniculum tortuosum, quibusdam.

Fœniculus porcinus, Dod. Gal.

Meum vulgare, seu Radix ursina, J.B. Raji Hist.

Tordylium, Cord. in Diosc.

Anethum sylvestre, Dod.

Fœniculum Alpinum perenne capillaceo folio, odore medicato, Pit. Tournef.

[728] Ist ein Kraut, das einen Stengel treibt, etwa auf einen Fuß hoch, der ist hol innewendig und ästig. Seine Blätter sehen wie das Fenchelkraut, sind aber um ein gutes kleiner, viel mehr zerschnitten, und schier so zarte, als wie Haare. Die Blüten wachsen Dolden- oder Kronenweise oben auf den Spitzen der Zweige, als wie die an der Dille, bestehen eine iede ordentlich aus fünff Blätterlein, die wie die Röslein aussen auf dem Kelche stehen, weiß sehen und wol riechen. Wann die Blüten vergangen sind, so werden aus den Kelchen Früchte, die bestehen eine iede aus zwey länglichten Samenkörnern, welche auf dem Rücken rund sind und streiffig, viel dicker als der Fenchelsamen, riechen gut, und schmecken scharff, in etwas bitter. Die Wurtzel ist dicke und des kleinen Fingers lang, theilet sich bisweilen in drey, oder in vier Seitenwurtzeln, die sehen auswendig dunckel aus oder schwärtzlicht, inwendig sind sie weiß, nicht dicht und leichte, haben einen scharffen beißigen Geschmack, und einen würtzhaftigen Geruch. Der Kopf an der Wurtzel ist mit langen Fäden oder Fasen umgeben, die erheben sich als wie die an der Wurtzel vom Mannstreu. Dieses Kraut wächst auf den Bergen, und ist eigentlich eine Gattung Fenchel. Seine Wurtzel ist zur Artzeney gebräuchlich, und wird in den Apotheckerbüchern und Dispensatoriis genennet Meum Athamanticum, dieweil die beste ehedessen von dem griechischen Gebirge Athamante gebracht wurde: alleine, welche wir anietzt gebrauchen, wird uns vom Gebürge aus Provence, aus dem Delphinat, aus Auvergne, aus Burgund, von den Alpen und Pyrenäischen Gebürgen zugeführet. Sie muß zu der Zeit ausgegraben werden, wann sie beginnet ihr Kraut hervor zu treiben, dann sie hat alsdann weit grössere Kraft, als wann das Kraut sich allbereits erhoben.

Man soll diejenige erwehlen, welche lang und ziemlich dicke ist, fein völlig und gantz, frisch getreuget, auswendig schwärtzlicht, innewendig weißlicht, die einen ziemlich lieblichen würtzhaftigen Geruch, und einen scharffen, ein klein wenig bittern Geschmack hat. Sie führet viel kräftiges Oel, und Sal volatile oder essentiale.

Sie zertreibet, eröffnet, treibet die Winde, ist gut zu der Mutterbeschwerung; desgleichen zu dem kurtzen Athem. Sie wird gestossen, oder als ein Tranck gebraucht: sie kommt auch untern Theriac.

Meum kommt von μεῖον, minus, klein, dieweil die Blätter dieses Krauts sehr dünn und zarte sind.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 728-729.
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