|
[150] Der Mantel ist ein lustig Haus,
Drin ist gewölbt ein Keller,
Da giebt es manchen schönen Schmaus,
Da geht es stets herein, heraus,
Und kostet keinen Heller.
Ein Ofen ist in diesem Haus,
Das ist die Tabackspfeife,
Die macht mir Wölklein weiß und kraus,
Es scheint recht wie ein Blumenstrauß,
Weg ist's, wenn ich nach greife.
Der Brenner ist des Teufels Kost,
Mit Feuer ich ihn locke,
Und für den einzigen Höllentrost
Er alle Feinde niederstoßt,
Zu Dutzend und im Schocke.[150]
Mein Pferdchen, das mit Sprüngen trabt,
Hab' ich durch ihn erbeutet,
Wie es mir nun das Herze labt,
Als hätt' ich es zum Thron gehabt,
Wenn es die Mähne breitet.
Es ist ein großer Federkrieg
In aller Welt entstanden,
Die hohe Feder wallt zum Sieg,
So weit mein Schwert reicht, alles liegt,
Als wüchs es auf dem Lande.
Wir sitzen ab im Städtlein drin,
Die Bürgermädchen schauen,
Die erste fass' ich an das Kinn,
Die zweite sieht, daß ich es bin,
Und thut mich lieblich hauen.
Ich laß mir ein klein Zettelein
Von ihrem Rathsherrn schmieren,
Dafür läßt mich ein jeder ein,
Und bringt mir gleich den Krug mit Wein,
Ich und mein Pferd regieren.
Das Mädchen führt uns in den Stall,
Im Stall da ist es dunkel,
Da leuchtet dann ihr Aug' zumal,
Wie Sonne über Berg und Thal,
Mit lieblichem Gefunkel.
Das schöne Kind klatscht mir mein Pferd,
Möcht' ihm zu fressen geben.
»Nur glühe Kohle frißt mein Pferd,
Die Augen dein, die sind der Heerd;
Dir ist es ganz ergeben.«[151]
Wer das Kommisbrod hat erdacht,
Das war ein guter Reiter,
Das steht uns frei bei Tag und Nacht,
Mein Pferdchen es auch nicht veracht,
Es macht uns fest und heiter.
Buchempfehlung
Der 1890 erschienene Roman erzählt die Geschichte der Maria Wolfsberg, deren Vater sie nötigt, einen anderen Mann als den, den sie liebt, zu heiraten. Liebe, Schuld und Wahrheit in Wien gegen Ende des 19. Jahrhunderts.
140 Seiten, 7.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.
456 Seiten, 16.80 Euro