Winterunruhe

[146] Ich räume auf für Gäste,

Sie hält mich auf dem Neste;

Die Wege sind beschneit,

Und keiner kommt so weit:

»Wie Espenlaub mein Herz hat keine Ruh,

O, wäre früher ich geboren, oder später Du.«


Ich sitz' bei Ihr, Sie spinnet,

Mein Herz in mir, es sinnet,

Es treibt mich durch den Wald,

Wie ist der Wald so kalt:

»Wie Espenlaub mein Herz hat keine Ruh,

O wäre früher ich geboren, oder später Du.«[146]


Die Tanne sagt vom Schmause,

Mich brausend jagt nach Hause;

Zu Hause bei dem Heerd,

Da werd' ich so beschwert:

»Wie Espenlaub mein Herz hat keine Ruh,

O wäre früher ich geboren, oder später Du.«


In Ihrem Haar ich spiele,

Der Träume Schaar ich fühle

In Ihrer Locken Nacht:

Doch bald bin ich erwacht:

»Wie Espenlaub mein Herz hat keine Ruh,

O wäre früher ich geboren, oder später Du.«


Quelle:
Achim von Arnim: Sämtliche Werke. Band 22: Gedichte, Teil 1, Bern 1970, S. 146-147.
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