II. Sagen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich.

[423] 17. Libussa. Wem ist diese Sage nicht in der Bearbeitung des Musäus bekannt, wo sie Thl. 3. S. 5 bis 130. der neuen Ausgabe (Leipzig 1804) erzählt wird? Wie sie hier gegeben worden, findet sie sich in Martin Boregk's eines Breslauer's, Behmischen Cronica etc. im ersten Theile, (Wittenberg 1587. Fol.) S. 5-8, dem ich diesmal lieber als dem Hagek folgte, der bei andern Geschichten mein Geleitsmann war. Dabei sind noch einige Prophezeihungen der Libussa und des Primislaus, die nicht hierher gehören.

In Betreff der gepflanzten Haselruthe erzählt, nach Boregk, S. 6. 7, Aenas Sylvius in seiner Geschichte von Böhmen, daß er unter den Privilegien des Königreichs Böhmen selbst Kaiser Karls des 4ten Briefe gefunden, in welchen solches für eine ganze Wahrheit angezogen worden. So sollen auch die Bauern dieses Dorfs sein befreiet worden, daß sie keinen Tribut, denn etliche Haselnüsse von denselbigen Sträuchen, den Böhmischen Königen geben dürfen, doch vermeldet er, daß Anno 1513 allein drei Bauern solche gegebene Freiheit genossen. Ob solche Sitte noch herrscht, ist mir unbekannt, wäre aber zu erforschen und bekannt zu machen wichtig.[424]

Aus der Böhmischen Chronik von Wenzeslaus Hagecius, vom Ursprung der Böhmen etc. aus dem Böhmischen in das Deutsche übersetzt von Johann Sandel, gedruckt zu Prag, im Verlag zu Brür. 1596 Fol., soll nun noch einiges nachgetragen werden. S. 4 wird die Gemahlin des Krokus, die wir im Musäus eine so liebliche Rolle spielen sehen, die dem Mährchen eben einen leichten, farbigten Schein giebt, Brezena genannt und ihr die Kraft der Zauberei beigelegt, wie denn dieselbe auch Krokus besitzt. S. 7 heißt sie Niva, und es wird von ihr gesagt, sie sei schön vom Ansehen und einer großen Gestalt gewesen. Sonst von der lieblichen Sage, die Musäus hat, nichts. Hagek nennt Bl. 7 die älteste Tochter Kascha (vgl. oben), die aller Zauberei und Klugheit voll gewesen sein soll, so daß die Böhmen ein Sprichwort von ihr hatten, wenn etwas, ohne Hoffnung es wieder zu finden, verloren ging: wo dies hinkommen, oder wer es gestohlen, könnte auch kaum die Kascha errathen. Die andern beiden Schwestern nennt er gleich.

Nach Hagek (Bl. 8.) entscheidet das Loos unter den Schwestern. Viele Prophezeihungen der Libussa sollen auf birkene Rinde, die dazu bereitet, geschrieben worden sein, die sie ihrer Dienerin Wlasta in Verwahrung gab. (Bl. 10.) Auch wird erzählt, die Libussa sei darum zur Ehe so schnell geschritten,[425] da ihre Edelleute sie genöthigt, einen von ihnen zu nehmen und ihr Regiment verachtet hätte. (Bl. 10. b.) Von den Stieren wird erzählt: Die Ochsen erhoben sich, gleichsam fliegend und begaben sich unter die Wolken, doch senkten sie sich wieder und ein großer Fels, unter dem Dorfe, erzeigte sich, als ob er sich aufgethan. Daselbst hinein fuhren sie und der Felsen thät sich wieder zu, aus welchem ein Wässerlein fließt, gleich aus einem Kuhstalle und behält solchen Geruch bis auf den heutigen Tag (Bl. 11.). So erzählt wird auch dieser einzelne Theil der Sage in Frau Veneris Berg. S 398-99. Die Schuh des Primislaus, die er selbst aus Bast und lindener Rinde gemacht hatte, sind lange Zeit von der Priesterschaft der Kirchen auf dem Wischerad, neben andern Kleinodien, in großen Ehren gehalten und bei Krönung eines jeglichen Königs demselben allezeit, sowohl als dem Volke gezeigt worden. Als aber nachmals König Sigismund Wischerad gewonnen, da sind sie verloren worden. (Bl. 13. b.)

Boregk behauptet: Libussa habe immer regiert und den Primislaus von der Regierung entfernt; das Gegentheil sagt Hagek, daß er mit ihr in vieler Einigkeit geherrscht und viele Gesetze, die er und Libussa gegeben, lange noch in Böhmen gebraucht[426] worden. Im Jahre 735 starb, nach Hagek, die Libussa. (Bl. 18.)


18. Wlasta. Die Sage dieser Böhmischen Amazone, mit ihrem furchtbaren Heere, schließt sich unmittelbar an die Geschichte der Libussa. Boregk erzählt sie daher auch am angeführten Orte S. 9 bis 15. Dem Hagek ist diese Erzählung keinesweges fremd, auch bei ihm schließt sie sich an die Geschichte der Libussa, mit mehrern andern Umständen, wie denn in den Sagen immer, durch die ältesten Chronikenschreiber, oder durch den Mund, einzelne Verschiedenheiten herrschen; das Grundgebäu ist dasselbe, doch werden sie im ehrlichen Kampfe, nach wüthender Gegenwehr, überwunden und die List des Primislaus, einen Theil der Jungfrauen durch Verrath zu tödten, wird schon vor der Ermordung des Stiradius erzählt. Im Hagek werden auch alle die Anreden erzählt, die Wlasta an ihre Jungfrauen hielt, und die trüglichen Liste beigebracht, womit sie die Jünglinge in ihr Mordschloß zu ziehen suchte, um sie dem Tode zu übergeben. Hagek erzählt die Sage von Bl. 18 a. bis Bl. 25 b. – Auch ist sie als ein eigener Roman behandelt worden, den ich aber nicht kenne, indem ich nur in einem Kataloge diesen Titel fand: Wlasta und Scharka, oder der Mädchenkrieg in Böhmen, m. illum. K. 8. Prag 1794.


[427] 19. Das Roß des Horymirz. Die Mähre von einem mächtigen, weitspringenden Rosse finden wir an vielen Orten, man erinnere sich nur des berühmten Roßtrapps, von dem Otmar in den Volkssagen S. 181-86 die Sage erzählt, die sich tief in die heidnische Zeit hineinzieht und das Hünengeschlecht Schlesiens mit dem fernen Harze in eine wunderbare Berührung bringt. Auch erinnere ich mich auf der alten, trefflichen Burg Nürnbergs, auf einem hocherhabenen Gemäuer, das einen, am Rande eines sehr tiefen und breiten Grabens liegenden, Erdfleck umschloß, zween stark in den Felsenstein eingeschlagene Pferdehufe gesehen zu haben. Damals ward mir auch, von dem alten Küster, der mich herumführte, eine Sage erzählt, die ich leider vergessen habe. Einem jeden, der die Güte haben will, sie in meinem Gedächtniß aufzufrischen, sage ich schon jetzt zum voraus meinen Dank. – Das vorliegende Mährchen ist aus dem Hagek entlehnt, der es Bl. 53. a. bis 54. b. seiner historischen Beschreibung Böhmens erzählt.


20. Die verrätherischen Weiberohren. Aus dem Hagek Bl. 61. a – 63 a. Diese Erzählung erschien mir in mehr als einer Hinsicht merkwürdig, theils wegen der märchenhaften Geschichte, die dem Ganzen die Ueberschrift gegeben und sie daher schon in diesen Kreis zog, theils[428] aber auch wegen der vielen merkwürdigen alterthümlichen Andeutungen, die darin liegen. So erinnere ich mich noch nicht irgend anderswo gefunden zu haben, daß die abgerichteten Vögel, Habichte, Sperber u. dgl., deren sich die Völker des Mittelalters zur Jagd bedienten, ja mit in die Schlacht genommen wurden, um, wie hier, die Luft zu verfinstern und den Feinden ein Schrecken einzuflößen, indem diese Raubvögel, dürstend nach ihrem Blute, über ihnen schwebten. Nicht minder erinnert die Bitte des Stiers, ihm ein Grabmahl zu geben, daß auch längere Zeit sein Andenken fortpflanzte, an Slavische Sitten, Todte auf erhabenen Hügeln in Urnen beizusetzen, und hat überdies einen entfernten Anstrich Ossianischer Heldenkraft. Das Ganze hat ächte Züge des Mittelalters. Merkwürdig erscheint noch die Opferung der Eselin, ihre Verzehrung und die dadurch im Heere erhöhte Mannskraft. War diese Art Opferung häufiger und vielleicht auch in Schlesien gebräuchlich? Hierüber wünschte ich sehr, näher belehrt zu sein, um vielleicht einige, hier nur hingeworfene, Andeutungen zur Gewißheit zu bringen.

Die meisten Völker machen sich eine Freude daraus, ihren Nachbaren einen Spitznamen anzuhängen. So hatten in früheren Zeiten die Schlesier den Namen: Eselsfresser. Es ist darüber ein[429] eigenes Büchlein geschrieben, welches ich einmal in Händen gehabt habe, jetzt aber nicht gleich finden kann. Darin wird die Mähre erzählt, es wären einmal mehrere Schlesier auf die Jagd gegangen und hätten einen Esel für einen Hasen geschossen und verzehrt. Wie aber, wenn dieser Name weit tiefer läge? Wenn die Böhmen und Schlesier, in der heidnischen Vorzeit, die Gewohnheit, vor dem Kampf eine Eselin zu schlachten und zu verzehren, gemeinsam gehabt hätten, und spätere Zeit der verschwundenen geschichtlichen Kunde das obige Mährchen von der Jagd untergeschoben hätte? Es scheint mir dies wohl eine Berücksichtigung zu verdienen, und ich werde mich über jede Belehrung deshalb erfreuen. Man sehe auch darüber den Breslau'schen Erzähler 1800. S. 518. 19., wo drei Deutungen stehen.


21. Der ungetreue Vormund. Es kann auffallend erscheinen, daß ich diese Geschichte, die ein ganz historisches Ansehen hat und den Sagen und Mährchen keinesweges anheim fallen könnte, hier mit hineingezogen habe. Noch geringfügiger erscheint vielleicht der Grund, der mich dazu bewegte und der alleinig im Schlusse liegt. During soll sich eine Todesart wählen, und nimmt die des Stranges an einem Baume, der ihm beliebt. Lange sucht er, ehe er einen ihm anständigen Baum[430] findet. Diese List kommt mannichfach in unsern Altdeutschen komischen Romanen vor, am ausgeführtesten in dem Morolf, der sich dadurch sogar sein Leben rettet, da er gar keinen Baum finden kann. (S. die Deutschen Gedichte des Mittelalters nach von der Hagen und mir. Thl. I. Salomon und Morolf. V. 1588 bis 1573. Berlin 1809.) Der Italiänische Morolf (siehe die Einleitung zu dem eben genannten Gedichte S. XIX., wo die Stelle im Auszuge erwähnt wird), der dort Bertoldo heißt, hat denselben Spaß, der hier aus der Narrenwelt in die historische Welt tritt. Auch in von der Hagens Narrenbuch (Halle 1811.) findet man Seite 166-67 diese Geschichte von Morolf. Hagek erzählt uns übrigens diese Geschichte Bl. 63 a.b. Bl. 64 a.b. und sie ist bloß aus dem angegebenen Grunde von mir aufgenommen worden. – Johann Klipta schreibt in seiner Chronik, daß die Erle, woran sich During erhing, an dem Orte gestanden sei, wo jetzo, unter dem Wischerad, St. Adalbert Kirche ist. Hagek Bl. 64. b. –


22. Der Heilige im Walde. Diese Geschichte, so Hagek Bl. 78. b. bis Bl. 79. b. erzählt, möchte mit vollem Rechte zu der Legende gezählt werden können, indem sie in die ersten Zeiten des in Böhmen eingeführten Christenthums fällt. Der Name Iwan, Slavischer Name für Johann, erinnert[431] merkwürdig an den noch in Rußland gebräuchlichen Namen, an den Spanischen Namen Juan und an den in den Altdeutschen Gedichten, bei dem Roman der Tafelrunde, so oft auftretenden Namen Iwain, der gewiß nichts anders, als Johann sagen will. Das heutige englische John erinnert mehr an Juan und Johann selbst. – Mit dieser Legende treten mehrere Erzählungen religiösen Inhalts, von wunderbarer Gründung der Klöster u. dgl. ein, die alle mit Recht einer völligen Uebergehung würdig scheinen. Die wichtigste und nächste ist die Heiligsprechung des Wenzeslaus, die gleichfalls übergangen wird, nur eine Sage, die darauf Bezug hat und jetzt folgt, scheint zum Erzählen wichtig, so wie eine andere Legende, die auf die Thaten der Wlasta sich bezieht und bald folgt. Der erste Theil des Hagek ist reich an Sagen, Mährchen und Legenden und es wird bisweilen schwer, sie zu umgehen. Mehr würde indessen doch zu weit führen, was vielleicht schon geschehen ist.


23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau. Hagek 92. a. – 92. b. Diese Geschichte trägt den völligen Charakter der Sage an sich und tritt daher wieder mit Recht hier ein. Sie findet sich auch in Frau Veneris Berg S. 417 und 418. (Da bei dem vor mir liegenden Exemplare[432] der Titel fehlt, kann ich keine nähere Bestimmung desselben angeben.)


24. Die Erscheinung des heiligen Mathias. Boleslaus der erste hatte seinen Bruder Wenzeslaus ermordet. Wunder geschahen bei seinem Tode und ob seinem Grabe, er ward in die Zahl der Heiligen aufgenommen. Da diese Legende im Ganzen wenig Erfreuliches hat, ist sie hier wohl mit Recht übergangen worden. Gewissensangst quälten erst seinen Sohn, Boleslaus den zweiten, und er suchte an Kirchen und Priestern zu vergüten, dasjenige, was durch einen Verwandtenmord auf ihn geladen war. Hierhin hat auch diese Sage Bezug, die sich an die früheren Geschichten der Männin Wlasta anschließt und die Heidenzeit mit dem Christenthum in Verbindung bringt, so wie man dies häufig in den Altfranzösischen Sagen vom heiligen Grabe, Medin und anderen findet, die es sogar mit einem eigenen Vergnügen thun. Hagek erzählt diese Geschichte Bl. 104. b. bis Bl. 105. a. Die Begebenheit fällt in das Jahr 971.


25. Das verborgene Schloß im Walde. Hagek Bl. 130. a. bis Bl. 132. a. Ich erinnere mich, diese Geschichte auch schon an einem anderen Orte gelesen zu haben, bin aber in diesem Augenblicke nicht im Stande, nähere Auskunft darüber[433] zu geben. Kaiser Heinrich der Vogelsteller ist derjenige, den die Sage meint, aber, wie bekannt, hatte dieser mit seiner trefflichen Gemalin Mechtildis eine Tochter, Gerburg, die an den Herzog von Lothringen verheirathet ward; die zweite, Mechtild, ward Aebtissin zu Quedlinburg, Hedwig, Graf Hugo's zu Paris Gemalin, Richsa, Herzogs Rudolf von Baiern Gemalin. Eine Tochter, die einem Grafen von Eberstein vermählt sein soll, verwerfen die Chronisten. Spangenberg's Mansfeldische Chronik. 1572. Fol. Thl. I. Bl. 123. So fällt, wie auch das Gepräge des Ganzen schon zeigt, diese Erzählung einig der Sage anheim.


26. Die entführte Nonne. Hagek Bl. 136. a. bis 137. a. Dies Gedicht ist aus Frau Veneris Berg. S. 352-55, wo ein Lateinisches und dies Deutsche Lied stehen, welches wohl der Annahme würdig erschien. Der Dichter weicht von der Geschichte in Hinsicht des Namens ab. – Was sich im Hagek noch ferner an diese Sage historisch anschließt, gehört nicht hierher und ward daher übergangen. Diese Geschichte, verbunden mit der vorigen, ward zu einem Volksroman bearbeitet, dessen frühsten Ursprung wir noch nicht kennen. Der Titel ist: Riesengeschichte, oder kurzweilige und nützliche Historie vom König Eginhard aus Böhmen etc. Der Herausgeber sagt: er habe dies Buch[434] auf einer Reise in einem einsamen Schlößlein an der Nabe aufgefunden. Mehr darüber in dem trefflichen Werke von Görres, über die deutschen Volksbücher etc. (Heidelberg, 1807.) S. 86-90. Dort steht auch S. 86-89 die Sage No. 29. aus dem Hagek abgedruckt und Nr. 30. ist angedeutet. Mehreres ist indessen in der Riesengeschichte geändert, z.B. heißt der Kaiser Otto, der aus dem Grafen Otto von Nr. 26. geworden ist.


27. Der Böhmische Zauberer Zython. Dubravii histor. Bohem. Hagek weiß von ihm nichts. Harsdörfer's Geschichtspiegel. S 390. Remigii daemonolatria. Thl. 2. (Hamburg 8. 1703.) S. 163. Vgl. oben die Schlesischen Volksmährchen, in der zehnten Rubrik die dritte Erzählung und die dazu gehörige Anmerkung, woraus hervorgeht, daß man dem Rübezahl auch dieses Mährchen beilegt.


28. Junker Ludwig bei Eger. Aus Er. Franziszi höllischem Proteus. S. 422-23. Die Sage ist unbedeutend und zeigt bloß von dem an mehrern Orten gewöhnlichen und übereinstimmenden Glauben, daß Menschen, die im Leben ruchlos gewesen, auch noch nach dem Tode die Leute quälen. Die Geschichte von wildem Jäger und andere mehr haben einen gleichen Grund.


[435] 29. Die weiße Frau. Diese Sagen sind von mehreren Orten her zusammen getragen und wird dies an den einzelnen Stellen bemerkt werden. Wem ist nicht die Sage von der weißen Frau bekannt, die an einzelnen Höfen, welche mit der Familie verwandt sind, aus der sie herstammt, der Sage nach, noch bei traurigen Vorfällen eine erschütternde Vorerscheinung ist. Merkwürdig bleibt es immer, daß die hochselige Königin von Preußen, Gemalin Friedrichs des zweiten, wie ich aus glaubwürdigen Quellen weiß, mit ihrer Oberhofdame, der Frau von Kannewurf (?), völlig überzeugt gewesen sein soll, vor einem Todesfalle, den ich nicht genau anzugeben weiß, die weiße Frau gesehen zu haben, die in ihrem eigenen Nebenzimmer gewesen und durch eine verschlossene Thür ver schwunden ist. Selbst Historiker nahmen Erzählungen von ihr in die Geschichte der Mark Brandenburg auf, wie die oben erzählte Geschichte beweis't.

Das Taschenbuch Alruna, Jahrg. 1. (1805.) S. VI. bringt Altdeutsche Göttinnen, die Alrunen, mit der weißen Frau in Verbindung, so daß letztere eine Abkömmlingin von einer dieser sein soll. Welche Beläge dazu vorhanden sind, ist nicht angeführt, mir auch durchaus nicht klar. Zwischen beiden ist nur der Zusammenhang, daß sie die Zukunft verkündeten.[436]

Den ersten Theil nahm ich aus Remigii daemonolatria (s. ob.) S. 371-74. Dort werden noch, als Gewährsmänner, angeführt: Richterus in axiomat. oeconom. Der Jesuit Balbinus in seinen Werken. – Die Geschichte von Peter Rok ist aus des Erasmus Franziszi höll. Proteus. S. 81-84. Es findet sich daselbst viel über die weiße Frau, unter mehrern Kapiteln, als: S. 59 bis 74 unter der Ueberschrift: die weiße Frau;. S. 74 bis 84 die Ueberschrift: der weißen Frauen Ursprung und S. 84-92 von dem süßen Breie. Da hier manches durchaus Fremde mit verflochten ist, so ward nur dasjenige genommen, was hier brauchbar erschien. Ueber das Fest des süßen Breies sind S. 84. 85. 86 – 89. 90. 91. benutzt worden. Ihr sittiges Wesen, dann aber auch ihren Zorn, wenn nicht das Fest des süßen Breies gehalten wird, lesen wir an d.a.O. S. 70-72. – Eine sehr wohl ausgeführte schauerliche Bearbeitung der Sagen von der weißen Frau, ihrem Erscheinen und dem Feste des süßen Breies, durch Mdme. Naubert, findet sich in den neuen Volksmährchen der Deutschen Bd. 3. S. 141-211. In dem zur Alterthumszeitung Idunna und Hermode, herausg. von Gräter, gehörigen Almanach auf den Januar des Jahres 1812 finde ich, beim 6. Jan. die heil. Prechta von Rosenberg, in Schwaben die Prechtölterin[437] genannt und zur Erklärung darüber, unter den Volksfesten, nur kurz die Materialien des Vaterlandes, München 1782, ein mir unbekanntes Buch, angezogen. Das Lexikon der Heiligen kennt keine heilige Bertha von Rosenberg.


30. Die Jungfrau auf Schloß Parenstein in Mähren. Die Sagen aus Mähren, Ungarn und Oesterreich fallen hier bei mir sehr gering aus und kann ich sie nur als Vorläufer einer größeren Sammlung betrachten. Gerade in jenen gebirgigen Gegenden müssen noch eine Menge Sagen im Gange sein, die mir leider bis jetzt nur sparsam zugekommen sind. Ich wünsche sehr in dem zweiten Bande diesen Mangel recht aus dem Grunde heben zu können.

Das oben bezeichnete Mährchen ist aus dem höllischen Proteus des Er. Franziscus genommen, wo die erste Erzählung S. 90-95, die letztere S. 462-63 steht.


31. Die Braut Christi zu Großwar dein in Ungarn. Dies Gedicht ist noch als fliegendes Blatt bekannt und dergleichen Sagen, daß an himmlischen Orten Personen nur Stunden lang zu verweilen glauben und dennoch Jahre, ja oft Jahrhunderte lang, sich aufhalten und dann mit einemmale in die ihnen ganz fremd gewordene Welt zurückkehren, finden wir an vielen Orten[438] gleichmäßig, oft mit denselben, bisweilen mit an deren Umständen wieder. Man sehe z.B. die Legende von dem Wälschen Herzoge im Paradiese, die, aus einer Handschrift des fünfzehnten Jahrhunderts, in dem Journal Kuriositäten (Weimar 1811) Bd. 1. Heft. 2. S. 180-89 abgedruckt steht, und durchaus einen gleichen Ideengang mit dem mitgetheilten Gedichte hat. Auch in dem Breslauer Erzähler, im sechsten Jahrgange S. 585-89 findet sich eine ähnliche Erzählung, unter der Ueberschrift Mariane. Ist sie wirkliche Sage oder Uebertragung fremdes Stoffs auf vaterländischen Boden? ich weiß es nicht, vermuthe aber beinahe letzteres, und habe sie daher auch nicht unter die Schlesischen Sagen aufgenommen, ehe ich darüber nicht in Gewißheit bin. – In des Knaben Wunderhorn, alte Deutsche Lieder von A.v. Arnim und Cl. Brentano. (Heidelberg 1806.). Thl. r.S. 64 bis 69 findet sich auch dieses Lied, aus einem fliegenden Blatte mitgetheilt, jedoch in vielem verändert, wobei es zweifelhaft ist, ob dies durch die Herausgeber geschehen, oder ob es wirklich noch eine an dere Dichtung davon giebt.


32. Schloß Greifenstein. Entlehnt aus den Ritterburgen und Bergschlössern Deutschlands v. Fr. Gottschalk. (Halle 1811.) Bd. 2. S. 103 bis 5. Dort wird diese Sage bei einer Schilderung[439] der Burg Greifenstein, die von einem Freiherrn von Boyneburg dem Verfasser mitgetheilt ist, angeführt, der sie aus den Wanderungen und Spazierfahrten in die Gegenden um Wien, von Fr. von Geheis, 2s Heft 1803, genommen.


33. Die Gründung des Klosters Schlägel. Aus den eben angeführten Ritterburgen etc. II. Seite 140-43. Erst besetzte Kaliogus das Kloster mit grauen Mönchen, als es diesen zu rauh und kalt ward, mit Prämonstratensern, und machte es zu einer der reichsten Abteien Oesterreichs. Im Kloster selbst waren noch vier alte Gemälde, welche die Begebenheiten des Grafen Kaliogus, in Ansehung der Stiftung, enthielten. Die Verse waren noch im Jahre 1727 an einer Mauer angeschrieben, jetzt sind sie verwischt und aus einer alten Chronik genommen. – Zum ewigen Gedächtniß der Stiftung mußten vor alten Zeiten die Geistlichen des Klosters Schlägel monatlich den Gottesdienst in diesem Schlosse halten, welches aber nachgehends, wegen der Weite des Weges und weil sich einer todt gefallen hatte, dahin verändert ward, daß dieser Gottesdienst in dem Kloster gehalten werden konnte, wie ebenfalls folgendes Gedicht diese Anekdote an der Mauer verewigt hatte.


Zur ewigen Gedächtniß dieser Fundazion

Jeder Bruder im Kloster, eigener Person.[440]

Monatlich den Gottesdienst zu Falkenstein

Andächtig zu verrichten schuldig allein.

Daselbst in ein Zimmer auf der Wehr

Die Klosterbrüder hätten ihr Einkehr.

Die Münch kommen ohn' alle Gefahr,

Die Schlagbrücken vor dem Zimmer aufgezogen war,

Fielen unversehen hinunter zu todt;

Der helfe zur Seligkeit der ewige Gott.

Anno 1480.


Der Freiherr von Boyneburg ist auch, an dem genannten Orte, der Mittheiler und nahm sie aus den genealogischen und historischen Beschreibungen von den adelichen Familien derer Herrschaften, Schlösser, Klöster und Städte des Erzherzogthums Oesterreich, von Johann Freiherr von Hohenede. Passau 1732. Fol., einem Buche, das mir noch nicht vorgekommen ist.

Der Anfang des oben, im Text, angeführten Liedes scheint gar nicht hierher zu passen, und gehört auch nicht hierher, sondern ist der Anfang eines andern Liedes, das noch als Volkslied im Gange ist. Wir finden es, aus einem fliegenden Blatte abgedruckt, im Wunderhorne, Thl. 1. S. 255 bis 56. Die erste Strophe heißt dort:


Es reit der Herr von Falkenstein

Wohl über ein' breite Haide.

Was sieht er an dem Wege steh'n?

Ein Mädel mit weißem Kleide.


In Herder's Volksliedern findet man es auch Thl. 1. S. 232. So wie im Deutschen Museum,[441] mit einer vorhergehenden Abhandlung, die ich leider jetzt nicht zur Hand habe.


34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek. Aus den Ritterburgen etc. (s. oben) II. S. 269-70.

Quelle:
Johann Gustav Büsching: Volks-Sagen, Märchen und Legenden. Leipzig 1812, S. 423-442.
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