[Hier, wo neue Liebe mich gefangen]

[121] Ponce


Hier, wo neue Liebe mich gefangen,

Der ich nimmer, nimmermehr entgehe,

Denk' ich gerne deiner, die vergangen,

Süße Liebe voller Lust und Wehe!


Valeria


Zürnet seiner nicht ihr roten Lippen,

Wollet Trost aus andern Küssen saugen,

Denn er scheiterte an fremden Klippen,

Wendet nimmer heimwärts seine Augen.


[121] Ponce


Wenn das Leben nicht hinaus mich triebe,

Nicht nach Ferne Sehnsucht mich verzehrte,

Blieb' ich dir du Heimat meiner Liebe,

Die mich scherzen, tändeln, küssen lehrte.


Valeria


So sei dann feierlich entbunden,

Wie dieses Kusses Feuer leicht verglühet,

So schließen sich der frühen Liebe Wunden,

Und neue, schönre Liebe bald erblühet.

Quelle:
Clemens Brentano: Werke. Band 1, München [1963–1968], S. 121-122.
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