[Was mag dich nur betrüben?]

[120] Was mag dich nur betrüben?

Daß du so traurig denkst.

Du mußt wohl Buße üben,

Weil du die Blicke senkst.


Wie durch die stillen Wiesen

Die Bächlein murmelnd gehn,

Die Blumen, die dran sprießen,

Wie die hinuntersehn,


So seh' ich zu, so horch' ich zu,

Bin freundlich mit ihnen auf du und du,

Und wollt' daß es mein Liebchen wär',

Ei das begreifst du wohl nimmermehr.


Was ist dir nur geschehen?

Daß du so ganz allein

Im dunkeln Wald magst gehen,

Du mußt wohl närrisch sein.


Wie grüne Büsche lauschen,

Und Echo widerklingt,[120]

Was leis die Büsche rauschen,

Und froh das Vöglein singt.


So horch' ich zu, so ruf' ich zu,

Bin freundlich mit ihnen auf du und du,

Und wollt', daß es mein Liebchen wär',

Ei das begreifst du wohl nimmermehr.


Ich kann es wohl begreifen,

Sieh nicht so vor dich hin,

So wirst du wohl begreifen,

Daß ich dein Liebchen bin.


So laß uns tanzen, springen

Im kühlen, grünen Wald,

Die Töne laß erklingen,

Daß alles freudig schallt,


Tur, lu, tu, tu, tur, lu tu, tu,

Wir leben und schweben auf du, und du,

Und wenn es nicht mein Liebchen wär'

Ei so begriff' ich's wohl nimmermehr.


Quelle:
Clemens Brentano: Werke. Band 1, München [1963–1968], S. 120-121.
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