[Ich eile hin, und ewig flieht dem Blicke]

[69] Ich eile hin, und ewig flieht dem Blicke

Des Lebens Spiegel fort in wilder Flut,

Die Sehnsucht in die Ferne nimmer ruht,

Und weinend schaut Erinnerung zurücke

Da blickt aus einer Blume neu Geschicke.

Zwei blaue Kelche voll von Liebesglut

Erwecken in dem Flüchtling neuen Mut;

Daß er das Leben wieder jung erblicke.

Es hat der Sinn die Aussicht wiederfunden,

Er sieht im klaren Strome abgespiegelt,[69]

Des Wechsel-Lebens zwiefach-lieblich Bild,

Die Fläche ruht und schwillt in tiefen Stunden,

Wenn Leidenschaft die Trunkenheit entzügelt,

Und Liebe sich dem Strome nackt enthüllt.


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Clemens Brentano: Werke. Band 1, München [1963–1968], S. 69-70.
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