[Ihre Händchen pochten an]

[444] Ihre Händchen pochten an

Traulich wie an Nachbars Pforten

Und dem Kind ward aufgetan

Nach des Heilands ew'gem Worte.


In den Himmel gieng sie ein

Freute sich am schönen Garten,

Ihre Sorge war allein

Wie dem Herrn sei aufzuwarten.


Ob sie auch wohl geputzt genug

Wie sie sollte sich verneigen,

Ihm das Sträußchen, das sie trug,

Recht manierlich darzureichen.


Ob sie singen soll ein Lied

Oder blasen die Dralöte,

Und sie wählet, daß sie kniet

Und so recht von Herzen bete.


Doch der Herr ließ sich nicht sehn

Wollte nicht das Kind erschrecken

Ließ sie beten und dann gehn

Nester suchen in den Hecken.


Ach da sah sie manche Brut

Dachte wie der Mutter Treue,

Fest gebannt mit reiner Glut

Rings ums Nest sie Futter streue.


Engel, die Gott zugesehn

Sonn und Mond und Sterne bauen

Sprachen, Herr es ist auch schön

Mit dem Kind ins Nest zu schauen.


Quelle:
Clemens Brentano: Werke. Band 1, München [1963–1968], S. 444-445.
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