»Eine Liebe ist der andern wert«

[73] Umhüllst Du Dich mit Ernst und tiefem Schweigen

Und sprichst von Kälte und von nicht verstehn

So sehe ich Dianen vor mir stehn

Und nimmermehr wird sich ihr Sinn erweichen,


Doch lieber möcht ich Phöben Dich vergleichen

Du bist so kalt und leuchtest doch so schön

Und hast Du freundlich mich nur angesehn

Sich Wunsch und Sehnsucht still in mir erzeugen.


Endimion, möcht' ich auf Latmos lauschen

Die Wärme die mich heimlich lang verzehrt

Mit Phöbens kühlen milden Strahlen tauschen


Hast Du mich Holde! freundlich doch belehrt

Und ewig wird Dein Ausspruch mich berauschen,

»Daß eine Liebe wohl der andern wert.«


Quelle:
Clemens Brentano: Werke. Band 1, München [1963–1968], S. 73.
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