Bilden und verstehen

[72] Was wir in uns die tiefe Sehnsucht nennen,

Was uns mit dunklen Wünschen still erfüllt,

Die tiefe Wärme, hohes Licht so mild,

Sind Elemente, die wir selten kennen,[72]


Die sich im einzelnen geheim zertrennen,

Wie Licht in Dir, in mir sich Wärme hüllt,

Doch nimmer dringt ein Leben durch das Bild,

Wenn Licht und Wärme nicht als Flamme brennen.


Die Wärme in dem Herzen war so groß,

Daß ich ins kühle Mondenlicht gesehen

Nun brennet wild die Flamme mir im Schoß.


Und endlich muß ein heilig Bild erstehen

Reißt ewig sich so Licht, als Wärme los

So einigt sich ja Bilden und Verstehen.


Quelle:
Clemens Brentano: Werke. Band 1, München [1963–1968], S. 72-73.
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