Siebentes Kapitel

Siebentes Kapitel

[312] Elise schläft in ihrer Wiegen.

Fipps paßt geduldig auf die Fliegen.

Indessen denkt die runde Jette,

Was sie wohl vorzunehmen hätte,

Sieht eine Wespe, die verirrt

Am Fenster auf- und niederschwirrt,


Siebentes Kapitel

Und treibt das arme Stacheltier

In eine Tute von Papier.


Siebentes Kapitel

[312] Sanft lächelnd reicht sie ihm die Tute,

Damit er Gutes drin vermute.


Siebentes Kapitel

Er öffnet sie geschickt und gern,

Denn jeder Argwohn liegt ihm fern.


Siebentes Kapitel

[313] Schnurr pick! Der Stachel sitzt im Finger.

Der Schmerz ist gar kein so geringer.


Siebentes Kapitel

Doch Fipps hat sich alsbald gefaßt,

Zermalmt das Ding, was ihm verhaßt,[314]

Setzt sich dann wieder an die Wiegen

Und paßt geduldig auf die Fliegen. –


Siebentes Kapitel

Vor allen eine ist darunter,

Die ganz besonders frech und munter.

Jetzt sitzt sie hier, jetzt summt sie da,

Bald weiter weg, bald wieder nah.


Siebentes Kapitel

Jetzt krabbelt sie auf Jettens Jacke,


Siebentes Kapitel

[315] Jetzt wärmt sie sich auf Jettens Backe.

Das gute Kind ist eingenickt.

Kein Wunder, wenn sie nun erschrickt,


Siebentes Kapitel

Denn, schlapp! die Fliege traf ein Hieb,


Siebentes Kapitel

[316] Wovon sie starb und sitzen blieb. –


Siebentes Kapitel

Fipps aber hockt so friedlich da,

Als ob dies alles nicht geschah,

Und schließet seine Augen zu

Mit abgefeimter Seelenruh.
[317]

Quelle:
Wilhelm Busch: Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, Bde. I-IV, Band 2, Hamburg 1959, S. 312-318.
Lizenz:
Ausgewählte Ausgaben von
Fipps, der Affe
Fipps, Der Affe...
Hans Huckebein /Fipps der Affe /Plisch und Plum
Fipps der Affe.

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